Interview mit der Audiokünstlerin Antje Vowinckel, die die Musikalität von Minderheitensprachen und seltenen Dialekten untersucht und sie zum Stoff künstlerischer Arbeiten erklärt. Außerdem: Das Elend des Ökonomismus & Fußball-WM der Herren – für wen?
Hermetische Schönheit
Die Berliner Audiokünstlerin Antje Vowinckel hat kürzlich auf dem SoundArt-Label „Gruenrekorder” die CD „Terra Prosodia” veröffentlicht. Im Mittelpunkt dieser Arbeit. die bereits im Rahmen der Prix Ars Electronica 2012 eine lobende Erwähnung erhalten hat, steht die menschliche Sprache. Allerdings versteht man kaum ein Wort. Es sei denn, man ist des Gaskonischen und des Schottisch-Gälischen mächtig und spricht obendrein Gutnisch, Provenzalisch, Wallis-Deutsch und Rumantsch. Antje Vowinckel hat Menschen in Schweden, Frankreich, Schottland und in der Schweiz besucht und sie gebeten, eine persönliche Geschichte zu erzählen. Entstanden ist ein Dokument von Minderheitensprachen und vom Aussterben bedrohten Dialekten. Doch „Terra Prosodia” ist viel mehr als nur das. Gerade durch die weitgehende Unzugänglichkeit des Inhalts, wird man auf Intonation, Rhythmik und Melodieführung – die Prosodien eben – zurückgeworfen. So wird Stimme zu dem Instrument, dass es immer schon gewesen ist. Und um dieses noch eindrücklicher zum Klingen zu bringen, hat Antje Vowinckel die Vocals nicht bloß portioniert, umgestellt und dezent effektiert, sondern sie auch mit Sounds unterlegt – Synthesizer, Summen, Kontrabass. Sie doppeln das Sprachmaterial perkussiv und melodisch, ahmen es nach, tragen es weiter, konterkarieren es. Leben ist Improvisation. Sprache ist Free Jazz. „Terra Prosodia” ist aus einer herzerfrischenden Idee erwachsen, überzeugt ästhetisch auf ganzer Linie und öffnet zudem Raum für konzeptuelle und letztlich politische Fragen.
Ein Telefoninterview mit Antje Vowinckel.
Musik: Auszüge aus „Antje Vowinckel – Terra Prosodia”
Weiterführende Informationen:
Kommentar: Das Elend des Ökonomismus
Ökonomie ist notwendig und der Idee nach gut. Doch wenn ihre Prinzipien auf alle Lebensbereiche ausgreifen, entsteht ein engstirnige Ideologie, der Ökonomismus, die letztlich der Menschenwürde das Wasser abgräbt.
Weltempfänger: Copa pra quem – die WM für wen?
Interview von Radio LOHRO (Rostock) mit Sebastian Hilf von Kooperation Brasilien e.V. über die seit Juni 2013 weltweit sichtbare brasilianische Protestbewegung „a Copa para quem“ – die WM für wen?
http://www.freie-radios.net/64482
Veranstaltungstipps
Musik: Feather Drug (CC)
Am Mikrofon: Stefan Rois