Summerau,96 am 12. November 2014
VorbilderInnen, eine Veranstaltung der Grazer Autorinnen Autoren Versammlung fand am 03.10.2014 in der Galerie des Amerlinghaus Wien statt.
Organisiert vom Ideengeber dieser Lesung, Fritz Widhalm, lasen Armin Baumgartner, Judith Gruber-Rizy, Ilse Kilic, Erich Klinger.
Aus dieser Veranstaltung hat Gastgestalter Erich Klinger zwei Lesungsbeiträge zur Wiedergabe ausgewählt, jene von Armin Baumgartner und von Ilse Kilic.
Erste Musik: Sweet Play – In the mist
Den Beginn macht, nach der ebenfalls zu hörenden Einleitung durch Fritz Widhalm, Armin Baumgartner.
Baumgartner las einen Großteil der 28 (oder 26) Kapitel seines erst vor der Veröffentlichung stehenden Textes „Mein kupfernes Fernrohr“.
In diesem begibt sich der 1968 geborene, in Wien als Korrektor und Schriftsteller lebende Baumgartner zu Stätten seiner Kindheit, geografisch im Raum Neunkirchen – Ternitz im Industriegebiet südlich von Wiener Neustadt angesiedelt:
„(Auto-)Biografisches, von Weltereignissen als winzigen Ankern in der Zeit unterlegt, zeigt sich in originellen, witzig-poetischen Bildern, die die Entwicklung eines fantasiebegabten, neugierigen Buben und das Leben in der Provinz erzählen.“ heißt es u.a. im Resümee der Jury des vom Literaturkreis Podium ausgeschriebenen Alois-Vogel-Literaturpreis, der am 22. November in Pulkau im Weinviertel an Armin Baumgartner für „Mein kupfernes Fernrohr“ ausgehändigt wird.
Der Literaturkreis Podium ist Herausgeber der Literaturzeitschrift Podium, der Reihe „podium porträt“ – jeweils 64-seitiger Lyrikbände im Format A6 und des seit 1997 jeweils im März erscheinenden Podium Lyrikflugblatt. Podium wird auch Baumgartners Text veröffentlichen, aus dem Sie nun die ersten 20 Kapitel hören. (8.00)
Einleitung Fritz Widhalm/Lesung Armin Baumgartner (WAV-Datei, 21.20 Minuten)
Zweite Musik: Steinregen Dubsystem – Jahsteppa
Ob „Mein kupfernes Fernrohr“ nun 26, wie von Armin Baumgartner eingangs erwähnt, oder 28, wie im Standard-Artikel* über die Preisverleihung an Baumgartner nachzulesen war, umfasst, wird sich zeigen. Jüngstes Buch von Baumgartner ist „Almabtrieb“, erschienen 2014 im Kitab-Verlag Klagenfurt.
Chucky – Die Mörderpuppe ist ein US-amerikanischer Horrorfilm und der erste Teil der mittlerweile sechs Teile umfassenden Serie von Horrorfilmen um den fiktiven Serienmörder Charles Lee Ray, der seinen Geist kurz vor seinem Tod in eine Puppe transferierte. Der Film war bei seinem Erscheinen nur ein mäßiger Erfolg. Er entwickelte sich aber bald zu einem Kultfilm bei Fans des Horrorgenres. Bis Oktober 2011 war der Film in Deutschland indiziert.
Als zweite war Ilse Kilic zu hören. Kilic ist Autorin, Filmemacherin, Comixzeichnerin und betreibt seit 1986 gemeinsam mit Fritz Widhalm die Edition „das fröhliche Wohnzimmer“. Weiters auch das Glücksschweinmuseum & die Wohnzimmergalerie. 2014 erschien von Ilse Kilic das gemeinsam mit Fritz Widhalm verfasste Comic-Buch „Du siehst ja noch ganz gut aus“, ein Buch über das Alter in der edition das fröhliche Wohnzimmer.
Zu Gast in Summerau,96 war Ilse Kilic erstmals bereits im September 2003, als Lesende (in dieser Sendung war auch Fritz) und Anfang 2009 im gemeinsam mit Fritz Widhalm umgesetzten Hörstück „Das Unbehagen in der Figur“, einem Auftragswerk für diese Sendereihe.
Kilic erzählt in ihrem Text zu VorbilderInnen zuerst über ihr Herangehen an die Frage, ob es für sie, deren Frau sein im Zusammenhang mit dem Feminismus Sinn macht – „ich bin Frau, um Feministin zu sein“ – zulässig ist, ihren Vortrag mit einem Mann zu eröffnen. Besagter Mann ist „Winnetou“, dem, nur kurz abgehandelt, der „dicke Großvater“ folgt, der in Ilse den Wunsch weckt, Kapitän oder besser gesagt: Kapitänin zu werden. Einer Schulkollegin als „echtes Vorbild“ nähert sich Ilse als „Zwillingsschwester“ an. Die Forscherin und Wissenschafterin Marie Curie beeindruckt die junge Ilse, die ältere Ilse stellt fest, dass sie kein Bild gefunden hat, auf dem Madame Curie lächelt. Vorbild und eigene Person überschneiden sich, meint Ilse, die auch beschreibt, aus wie vielen Teilen sie selbst zusammengesetzt ist. Zu den VorbilderInnen in literarischer Hinsicht merkt Ilse u.a. an „Ich habe so viele Vorbilder, dass sie gewissermaßen fast eine unendliche Liste ergeben“. Kilic stellt weiters Vorbild, Abbild und Nachbild gegenüber. Und sinniert abschließend „und genau genommen kann alles zum Vorbild werden, innerhalb und außerhalb der Literatur“ (……).
Aufnahme Ilse Kilic (WAV-Datei, 16:20 Minuten)
Dritte Musik: Susanne Maschek – Dreivierteltakt
Vielleicht ergibt sich in einer späteren Sendung Gelegenheit, auch „Eintauchen“ von Judith Gruber-Rizy auf Sendung zu bringen, Gruber-Rizy bezeichnete diesen Text eingangs ihrer Lesung als „eher eine Vorarbeit, oder ein sich herantasten an zwei große Themenbereiche“ ihrer zuletzt erschienen Romane Drift und Schwimmfüchslein, „wobei Drift eigentlich dieses Thema „Vorbilder“ zum Hauptthema hat.“ (Zitat Ende). Mit „Schwimmfüchslein“war Judith Gruber-Rizy sowohl bei Summerau,96 – in einem poetischen Act im Lentos-Museum – als auch in der Reihe „Nachspann“ präsent, in Nachspann mit von Renate Hofmann und mir gelesenen Auszügen. Bezug nehmend auf die Malerin Gabriele Münter und zu weiteren schreibenden, künstlerisch tätigen Frauen wie Veza Canetti oder Anna Mahler und deren Geringschätzung bzw. Unterdrückung durch Männer und von ihnen dominierte Strukturen wird auch bei der Jahrzehnte später lebenden und schreibenden Hauptperson, Rosa, sichtbar, dass Frauen „noch immer einen schwereren Stand“ haben.
Mein eigener Text, den ich für die Auswahl zu dieser Sendung ausgeklammert habe, handelt von Menschen, deren Vorbildfunktion inzwischen abgeblättert ist, aber auch von der Mutter, bei der ich erst spät erkannte, was sie mir mit auf den Weg gegeben hatte, vom Vater und Verwandten als „negative Vorbilder“, einer Eugenie Kain als mir persönlich und literarisch „vorbildlichem Menschen“ und anderen mir heute bzw. noch immer wichtigen Personen.
Kurz vor Ende noch eine Tonscherbe, ein Ausschnitt aus Tondokumenten „auf Reisen“. Passend sowohl zu meinem wieder auf Reisen gehen als auch zum wieder auf Reisen gehen von Wally Rettenbacher (53:40)
Wellenrauschen Rouge Hill (WAV-Datei, ca. 2 Minuten)
Vierte Musik: Dereg Clegg – Way down (59:50)
Musik allesamt creative commons.
Nächste Folgen dieser Sendereihe:
am 10. Dezember 2014 ab 19 Uhr ein von Wally Rettenbacher gestalteter „poetischer act beim leopoldifest“
Autorinnen: patricia brooks, gabriele petricek und jörg pieringer
Und am 14. Jänner ein Mitschnitt vom „fairkehrten Fest 2014“ in Salzburg, wo Wally Rettenbacher im Zelt der Radiofabrik aus Erhard Buschbecks “die Dampftramway – oder meine alten Tanten reisen um die Welt. Ein Salzburger familienidyll“ las.
Im zweiten Teil dieser Sendung gab Wally Eindrücke ihrer Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Indien wieder.
Link zum Fröhlichen Wohnzimmer: www.dfw.at
*Link zum Standard-Artikel über Armin Baumgartner: http://derstandard.at/2000005403907/Alois-Vogel-Literaturpreis-geht-an-Armin-Baumgartner
Links zu im Text erwähnten Sendungen im Freien Rundfunk:
Zu: „Das Unbehagen in der Figur“ von Kilic/Widhalm: http://cba.media/11845
Zu: Poetischer Act im Lentos mit Judith Gruber-Rizy: http://cba.media/254170
Zu: Nachspann-Sendung mit Textauszügen aus „Schwimmfüchslein“: http://cba.media/244116
Erich Klinger, 13. November 2014