akin-Glosse: Anti-TTIP-Demo in Salzburg: Nationalistisch verbrämt

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rosalia krenn über seltsame parolen auf der abti-ttip-demo am 18.4.2015

akin 10/2015:

Anti-TTIP-Demo: Nationalistisch verbrämt

Am 18. April fanden europaweit Demonstrationen gegen das geplante Freihandelsabkommen TTIP statt. Allein in Österreich wurde in acht verschiedenen Städten demonstriert, in Salzburg beteiligten sich am Protestmarsch laut Polizeiangaben rund 2500 Menschen. Das sehr breite Bündnis gegen TTIP reichte von der KPÖ, SLP, Die Linke, ÖH, der katholischen Männer- und Frauenbewegung, über Kleinbauern bis zu den Grünen. Im Mittelpunkt der Reden und Transparente stand die Lebensmittelversorgung, die Gefahr den heimischen Lebensmittelmarkt durch billige Massenimporte aus den USA mittelfristig zu ruinieren.
Seltsam war schon die Demoroute gewählt. Die Demo startete vor dem UNI-Park Nonntal. Natürlich waren dort an einem Samstag keine Studierenden, die man hätte abholen können, und die gegenüberliegenden Schulen waren auch zu. Die Schlußkundgebung fand vor der Wirtschaftskammer statt, in der man natürlich auch keine Beschäftigten mit den eigenen Anliegen konfrontieren konnte.
Das Demopublikum hatte einen linken bis bürgerlichen Touch. Die Grünen entblödeten sich nicht, folgenden Spruch zu skandieren: ”Unser Essen, unser Land bleibt in unserer Hand”. So manche Linke bekamen daraufhin Gänsehaut. Es wurde die Meinung laut, dass es doch besser sei, wieder nur mit 20 Freund_innen zu protestieren, statt sich über grün-nationalistische Sprüche ärgern zu müssen.
Inmitten der bürgerlich durchwachsenen Demostimmung hat auch ein junger Bub zum Mikrophon gegriffen und sich ”gesunde Eltern” gewünscht. Es ist kein Wunder, dass ein Kind in einer Demostimmung, die von der Angst vor dem Chlorhuhn lebt und sogar nationalistische Sprüche zuläßt, auf die gesunden Eltern zu sprechen kommt.
Ich persönlich verstehe die Grünen in diesem Punkt nicht. Manchmal haben die Grünen einfach keine Distanz und auch keine Berührungsängste mit dem Andocken an eine Blut- und Bodenideologie, auch wenn das jetzt ein bißchen überzeichnet klingt. Aber man skandiert nicht ”unser Essen, unser Land…” ohne einen zweifelhaften ideologischen Hintergedanken oder zumindest grenzenlose Gedankenlosigkeit aufzuweisen. Dazu kommt, dass im Ösi-Land nicht nur gegessen wird, was aus dem Ösi-Land stammt. Oder wächst hier vielleicht Kaffee? Oder grüner Tee? Die Produkte, die wir in Dritten-Welt-Läden kaufen, zeugen ebenfalls von unserer internationalen Solidarität.
Zumindest extreme Kurzsichtigkeit ist den Grünen vorzuwerfen.
rosalia krenn

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