Wir begrüßen zwei (beileibe nicht nur) Graffiti-Künstler bei uns im Biotop und sprechen mit ihnen über ihre und überhaupt Kunst. Oder doch Kunnst? Anlass dafür ist die unlängst eröffnete Verkausausstellung ihrer eigens für Interior Design möblich im Rahmen eines Praktikums gestalteten – ähm, ja, doch, wirklich – Möbel. Worin die Gemeinsamkeit von Graffiti, Gebrauchskunst und Bildhauerei besteht, das wollen wir in diesem Gespräch ergründen. Was naheliegt, besuchen die beiden doch auch eine sehr spezielle Schule, nämlich die Fachschule für Kunsthandwerk und Design (Ausbildungszweig Bildhauerei) an der HTL-Hallein. Worin unterscheidet sich diese eigentlich von anderen Lehranstalten? Und was ist das Besondere am praktischen Arbeiten bei möblich? Für jemand, der Street-Art lebt?
Abgesehen davon, kommt Kunst wirklich vom Können – oder muss sie schon vorher da sein? Ist da ein Unterschied zwischen Kunst und Selbsttherapie – oder hättens den gern? Wie entsteht ein guter Tag (Writer-Name) und warum ist es oft schwer, einen genialen Bandnamen, Buchtitel etc. zu (er)finden? Was kostet ein Kilo Kunst? Ungefähr. Diese und ähnliche Fragen können uns beschäftigen – doch schauen wir einmal, was uns da so anspringt oder über uns hereinbricht. Ein Thema, das uns wohl alle verbindet, ist die seltsame Vernageltheit einer gewissen Unterführung – oder die seltsame Vernageltheit derer, die sie zusperren ließen? Wir können zum Beispiel über Sinn und Unsinn von freien Malflächen oder überhaupt Kunstausübungszonen sprechen. Und uns überlegen, inwieweit Kunst einen Wert an sich besitzt, so ganz ohne Preis?
Schnitt. Wenden wir uns einem der untergrindigsten Wandmalkünstler zu, den die Street-Art-Kultur bis dato ausgespuckt hat, dem wunderlichen Autodidakten Zezão aus Brasilien, der seine öffentlichen Interventionen zur Selbst- sowie Sozialtherapie ausübt – und der mit seinen Bildern und Objekten inzwischen auch den Kunstmarkt belebt (Schirn-Video). Oder dem abgefahrensten Aktionskünstler, den das Salzburger Land nach wie vor stöhnend ertragen muss (und das geschieht ihm recht), dem mittlerweile 95-jährigen Anton Thuswaldner, der sich selbst „Maler und Landstreicher“ nennt, und der auch (in der Zeit des 2. Weltkriegs) die Bildhauerschule in Hallein besucht hat. Im Jahr 1991 möblierte er das Mozartdenkmal offiziell mit einer Pyramide aus Einkaufswagerln, was ihm jede Menge Kronenzeitungshetze und Gewaltandrohungen einbrachte…
De Leit homs olle glaubt
und schon is wieda soweit
Angst, Gewalt und Hass
san mehra wert wia Menschlichkeit
Jo so kannt ma oiwei weida doa
und es werd koan interessieren,
weil es regieren uns doch seit Ewigkeiten
Menschen ohne Hirn
Bledheit siegt – dumm fickt guat
Wer woas wos des beweist
I pfeif ma nu an Döner nei
und hoff, dass mi boid z’reißt
Um es auch noch mit Christoph Weiherer zu sagen.
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