Der Kunstraum mo.ë zwischen Investorenlogik und Raumpolitik
Die Gegend rund um den Yppenplatz im 16. Wiener Gemeindebezirk ist schon seit langem Zielort einer investorengetriebenen „Aufwertung“ in Form von Um-, Aus- und Neubauten und einer damit einhergehenden Verdrängung von leistbarem Wohn-, Arbeits- und Kulturraum. Aktuell zeigt sich diese Entwicklung, die aufgrund der hohen Renditen für Investoren immer weitere Teile Wiens erfasst, am Kunstraum mo.ë in der Thelemangasse 4 im 17. Bezirk.
Seit über 5 Jahren ist das mo.ë, betrieben vom Verein picapica, als Werkstätte, Experimentierfeld, Veranstaltungsort und Treffpunkt für Kunst- und Kulturschaffende bekannt. Dabei ist der international vernetzte Kunstraum in der ehemaligen K.u.K Orden- und Medaillenfabrik Mandelbaum mit seiner Größe und Charakteristik einzigartig für die Kulturlandschaft Wiens.
Nun droht die Entmietung: Der Immobilienentwickler Vestwerk – seit 3 Jahren Eigentümer des Hauses – plant das Gebäude zu sanieren, die Räumlichkeiten in luxuriöse Lofts und Townhouses umzubauen und im Eigentum weiterzuverkaufen. Einem Kaufpreis von rund 650 Euro/m2 stehen dabei Renditeerwartungen von 4000 — 8000 Euro/m2 gegenüber. Es geht somit um viel Geld – und um die alte Frage, wer den Wert eines Grätzels schafft und wer davon profitiert.
Ende Dezember 2015 sollten die Räume des mo.ë an den Investor rückgestellt werden und Anfang Jänner die Um- und Ausbauarbeiten im Haus, in dem noch 6 weitere Parteien mit unbefristeten Mietverträgen wohnen, beginnen.
Doch das mo.ë hat sich entschlossen zu bleiben und damit einen öffentlichen Diskurs zu Raumfragen, Kulturpolitik und Investorenlogik anzustoßen: «Es gilt sich einem Prozess zu widersetzen, der als unaufhaltsam dargestellt wird» und stellt klar: «Man kämpft nicht nur für die eigene Sache, es geht um eine grundlegende Diskussion.»
Radio derive war auf Lokalaugenschein im umkämpften Kunstraum.
Sendungsgestaltung und -verantwortung: Lisa Puchner
Weitere Mitarbeit: Elke Rauth
Signation: Bernhard Gal
Erstausstrahlung: Dienstag, 2.2.2016, 17:30 auf Radio Orange 94.0 (Wien) oder als Livestream
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