Das Kabarett ist tot

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Das Kabarett ist nicht tot. Und auch nicht totzukriegen. So formulierte es Georg Kreisler schon in den 70er Jahren: “Der moderne Kabarettist hat eins erfasst: Bleibe sympathisch, dann bist du demokratisch.” Denn wie Schauspieler auf den Bretterstrich gehen, der ihnen die Welt bedeutet, und mit ihrer Kunst um die Gunst des Publikums buhlen, so wetteifern auch Kabarettisten (und -innen!) um Sympathien und Sendeplätze, was wohl ein Grund dafür ist, warum wirklich kritisches politisches Kabarett gerade hierzulande Seltenheitswert besitzt. Während in Deutschland Satireformate wie Die Anstalt oder heute-show prominent platziert im öffentlich-rechtlichen Fernsehen (ZDF) stattfinden, beschränkt sich die satirische Systemkritik in Österreich auf Gags bei Stermann und Grissemann

Marksalzburg

MARK 2007 (Foto: Angela Armstorfer)

Für uns beinah “so sexy wie ein Quickie am Dixiklo” (danke Volker Strübing). Darüber hinaus hat man sich bereits reichlichst überlegt, wieso das politische Kabarett in Deutschland noch immer lebendig wirkt, während es in Österreich fast schon verschämt als Mumie seiner selbst in den Nischen des Untergrunds umzugehen scheint. Belassen wir es halt einmal dabei – und hören, sehen, spüren wir uns stattdessen dortselbst um, wo eine besondere sprachliche Eleganz des Vortrags uns Lust auf Erkenntnisgewinn erwecket (Jochen Malmsheimer) oder die Geübtheit des Gedankengehens uns neu kombinierte Einsichten ins Erbe humanistischer Bildung beschert (Georg Schramm). Zwei solche Vorträge haben wir bei der Veranstaltung “Große Kleinkunst” – 50 Jahre Unterhaus (in Mainz) entdeckt. Zudem gibts den früheren Weltklasse-Bariton Thomas Quasthoff, den wir als humorigen Helene-Fischer-Interpreten kennen, und der in seinem ersten 3-Personen-Programm “Keine Kunst” einen furiosen “Faust 1 und 2 in 3 Minuten” abfeuert, dass einem die Breitseiten weh tun. Worum könnte es beim Kabarett also noch gehen, wenn das Private politisch oder das Kulturelle kritisch betrachtet wird?

“Verantwortungslose Verwaltungsfachangestellte mit Kontrollzwang, also das, was wir in Verkennung der Wahrheit Regierungen nennen, versuchen uns einzureden, die Voraussetzungen für ein anständiges Duell seien inzwischen weggefallen. Aber das stimmt nicht. Im Gegentum, sie werden ständig mehr! Die staatlichen Organe aber sind nur desinteressiert, willenlos, kenntnisfrei oder zu stumpf, um empfindliche Menschen zu schützen oder diesen im Schadensfalle Genugtuung zu verschaffen. Nehmen wir es darum wieder selbst in die Hand, und streiten für das Gute, Schöne und Wahre! Ziehen wir die Klinge blank gegen rhetorische Gedankenarmut und geschmackliche Totgeburten, gegen sinnliche Verwahrlosung, gegen die Vertalkung des Gesprächs, gegen die Kompostierung des Kompliments, gegen die Verrohung der Verehrung, gegen die Veröffentlichung alles Privaten, gegen die Verachtung des Fremden, gegen Dumpfbichelei und Herzverholzung, gegen die Lawinen von Scheiße, die sich durch die wirkliche wie die virtuelle Welt wälzen und unser aller Leben bis in das letzte Filament hinein durchseuchen, gegen den ganzen verdammten Rotz, der da draußen jeden Tag unwidersprochen in unser Leben geschissen wird. Forden wir sie heraus!

Jochen Malmsheimer

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