Über 16.000 Menschen in Österreich sind obdachlos – über zwei Drittel davon in Wien. Für ein reiches Land wie Österreich ganz schön viel. Um diese Menschen ranken sich viele Vorurteile von Selbstverschuldung, Kriminalität oder Faulheit. Obdachlosigkeit ist ein Stigma und somit nicht nur eine Form der Verarmung, sondern vor allem auch der sozialen Ausgrenzung. Die Vorurteile sind immer ein Teil des Problems und nicht nur das Geld und wie es verwendet wird. Diese bauen wir wohl am besten durch ein Kennenlernen, durch persönlichen Kontakt ab. Und lernen dabei noch etwas über unsere Städte, lernen sie so kennen, wie wir sie noch nie gesehen haben.
Initiativen wie Supertramps bieten Stadtführungen durch Obdachlose an. Man lernt dabei eine Seite der Stadt kennen, die sonst im Verborgenen bleibt. Sie führen durch Hilfseinrichtungen und öffentliche Plätze, zeigen, wo man gratis etwas zu essen kriegt oder sich aufwärmen kann und erklären, was einen guten Schlafplatz ausmacht. Ihre Geschichten unterscheiden sich ebenso, wie die Gründe ihrer Obdachlosigkeit. Vom einfachen Arbeiter bis zum Manager, führte sie Scheidung, Jobverlust, Sucht, Krankheit, Schulden, Flucht oder Haftentlassung auf die Straße. Ihre Führungen leiten die Guides allerdings ohne Tränendrüse, dafür aber mit viel Humor und Anekdoten aus ihrem Alltag. Die Supertramps bieten derzeit acht Touren an, um das andere Gesicht der Stadt Wien kennenzulernen, die man gegen freie Spende (Richtwert 15€) besuchen kann.
Supertramps leistet einen Beitrag zur Reintegration in einen Arbeitsalltag und für einen Zuverdienst der Betroffenen. Gleichzeitig baut die Initiative Vorurteile ab und vielleicht viel nachhaltiger als es die geschriebene Sprache vermag. Denn wie könnte das besser geschehen, denn durch persönlichen Kontakt und Austausch zwischen Menschen.
Die Sendung wird euch präsentiert Patrick Kwasniewski.
Videobeiträge zur Sendung erscheinen auf unserem Videokanal.