Zeit als Zahlungsmittel? Ashokas neuester Fellow macht es möglich! Proton – das freie Radio war bei der Kürung des ersten Ashoka-Fellows aus Vorarlberg dabei und hat die Reden zu einer Sendung in der Reihe Transition Valley zusammengefasst. „Mit seinem weltweit ersten Zeitvorsorge-Modell revolutioniert Gernot Jochum-Müller regionale Sozialsysteme. Er hat sich der regionalen Wertschöpfung verschrieben und treibt diese mit individuellen Projekten in ganz Österreich voran. Für seinen Einsatz wurde er am 19. Oktober im LifeCycle Tower in Dornbirn zum neuesten Ashoka-Fellow gekürt.
„Die zunehmende Alterung der Bevölkerung prägt den demografischen Wandel unserer Gesellschaft. Ein Trend mit dem so manche sozialwirtschaftliche Struktur nicht mithalten kann. Dem wirkt Gernot Jochum-Müller entgegen und befähigt Menschen beispielsweise ihr lokales Pflegesystem aktiv mitzugestalten. So hat er das weltweit erste öffentlich garantierte Zeitvorsorge-Modell für soziale Pflege- bzw. Betreuungsleistungen ins Leben gerufen, das in St. Gallen bereits seit 2014 erfolgreich im Einsatz ist.
Zeitvorsorge – eine Win-Win Situation
Ziel des Zeitvorsoge-Modells von Jochum-Müller ist es, durch die Nutzung von sozialem Kapital älteren Menschen so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Dabei setzen rüstige Pensionisten ihre Lebenserfahrung und Zeitressourcen ein, um Senioren in ihrer Umgebung zu unterstützen. Sei es beim Einkaufen, im Garten oder beim Kochen – schon tägliche Aufgaben, die keine professionelle Pflegeausbildung voraussetzen, können eine Herausforderung für ältere Menschen darstellen. Die geleisteten Einsatzstunden werden auf dem persönlichen Zeitkonto gutgeschrieben. Wenn die Zeitgeber später selbst auf Hilfe angewiesen sind, können die angesparten Stunden für eigene Leistungsbezüge eingesetzt werden. Zudem fungiert in St. Gallen die öffentliche Hand als Haftungsgeber und sorgt dafür, dass die Zeitgeber die Stunden äquivalent abrufen können.
„Gernot hat mit seiner Idee der Zeitvorsorge einen innovativen Weg gefunden, das Pflege- und Betreuungssystem zu revolutionieren“, freut sich Marie Ringler, Geschäftsführerin von Ashoka Österreich und Europa Co-Leader über den neuesten Fellow-Zuwachs.„Zudem fördert es das Mit- und Füreinander: Einerseits erhalten ältere Menschen die Unterstützung, die sie benötigen, um ihren Alltag zu bewältigen und andererseits schafft es ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl, das vielerorts sukzessive in Vergessenheit gerät.“
Komplementäre Währungen zur regionalen Wertschöpfung
Der selbständige Organisationsberater Jochum-Müller beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit komplementären Zahlungssystemen. Als Obmann der Allmenda Social Business eG., die aus dem Vorarlberger TALENTE System entstanden ist, ist er federführend an der Entwicklung maßgeschneiderter Lösungen für Gemeinden beteiligt. Ein Vorzeigebeispiel ist die Vorarlberger Gemeinde Langenegg, die mit ihrer Dorfwährung Langenegger Talente 2010 den europäischen Dorferneuerungspreis gewonnen hat. Langengger Talente fördern das Einkaufen im Ort. Wer sich für ein monatliches Abo entschließt, erhält 3% Rabatt als Anreiz für den lokalen Einkauf. So kann die regionale Infrastruktur aufrechterhalten und die Kaufkraft im Dorf gebunden werden. Mit weiteren österreichischen Gemeinden ist Jochum-Müller bereits im Gespräch.
Georg Schön, Co-Geschäftsführer Österreich: „Mit der Entwicklung von Regionalwährungen und dem Zeitvorsorge-System zeigt Gernot, dass soziale Probleme nicht immer nur durch finanzielle Mittel gelöst werden können. Auch Zeit, Talente und neue Kooperationsformen sind wertvolle Werkzeuge, um sozialen Wandel voran zu treiben.“
Jochum-Müllers Ashoka-Fellowship wird finanziell durch die globale Partnerschaft „Making More Health“ von Ashoka und Boehringer Ingelheim unterstützt, die 2011 gestartet wurde. Dabei werden Sozialunternehmer im Gesundheitsbereich identifiziert und für die Dauer von mindestens drei Jahren finanziell von Boehringer Ingelheim unterstützt.
Über Ashoka:
Weltweit rangiert Ashoka auf Platz sechs unter den top NGOs. Weltweit sucht und fördert Ashoka seit 1980 in mehr als 80 Ländern Social Entrepreneurs – Frauen und Männer mit innovativen Konzepten zur Lösung gesellschaftlicher Probleme. Weltweit arbeiten 3.200 Ashoka Fellows an einer besseren Welt. Mit dem Ziel, nicht Profit, sondern gesellschaftlichen Wandel und eine starke, lebendige Zivilgesellschaft zu fördern. Für eine Welt, in der jeder ein „Changemaker“ sein kann.
Die Tätigkeit von Ashoka in Österreich wird durch die finanzielle Unterstützung von Accenture, Boehringer Ingelheim, Borealis AG, 3M Österreich, Essl Foundation, Hil-Foundation und der Berndorf Stiftung sowie den pro Bono Partnern Accenture, Baker & McKenzie, Ketchum Publico, Oehner Petsche Pollak, Integrated Consulting Group und Syncon ermöglicht.
Weitere Informationen zu Ashoka und den acht österreichischen Fellows finden Sie hier: http://austria.ashoka.org/„
Aus dem Pressetext der Ketchum Publico, Christina Wieselthaler, M.A.