Es ist schon ein ermüdender Endlosgesang, den die Atomphantasten der Gegenwart als Zukunftsmusik vortragen. Von Generation III+ Reaktoren, die Sicherheit und Leistbarkeit versprechen, wird gesungen. Genauer betrachtet sind diese Meiler jedoch jetzt schon klassische Rohrkrepierer. Um dem selbst gestellten atomaren Plansoll gerecht zu werden, sollten die ersten ja schon seit mehreren Jahren laufen, stecken statt dessen aber in Dauerbaustellen fest, jeden Zeit- und Kostenrahmen sprengend. Oder die zweite Strophe der Zukunftsmusik, die völlig neuartige Reaktoren der Generation IV besingt! So benutzerfreundlich seien die, ein Musterstück an Gefahrlosigkeit und Wirtschaftlichkeit! Neuartig? Von wegen! Flüssigsalzreaktoren, Brütertechnologie – alles schon mal dagewesen!
Ewige Wiederholungen also, neue Anläufe auf Basis alter, damals zu Recht verworfener Konzepte. Kurzfristige Realisierbarkeit? Fehlanzeige – aber egal: Solange Fördervereine wie EURATOM den ungehemmten Zugriff auf kollektive Forschungsbudgets absichern, forscht man eben weiter – notfalls auch im Kreis. So wie bei der Kernfusion. Jahrzehntelang der Lieblingsrefrain der Atomwissenschaft, wird er derzeit tendenziell sogar von den eigenen Lobbyisten nur ungern gesungen. Nicht, dass der Geldsegen schon versiegt wäre, nein, aber die aktuelle Strophe der Zukunftsmusik geht halt grad anders. Wieder einmal. Bis zur nächsten Wiederholung – und die kommt verlässlich, denn das Potential an Neuem, an Visionärem, ist im Repertoire der Atomkraftsänger in Wahrheit enden wollend. Wir müssen dafür sorgen, dass diesem Chor endlich die Gage gestrichen wird!