„Am glücklichsten war ich in meinem Haus am Bach“, erinnert sich Hilde Spiel rückblickend an die zahlreichen Stationen ihres Lebens. Oft und gerne weilt sie in ihrem „geliebten“, wie sie nicht müde wird zu betonen, Salzkammergut; in der Jugend auf Sommerfrische an der Seite ihrer Eltern, später in jenem „Haus am Bach“ am Wolfgangsee, dicht an der Grenze zum Salzburgischen. In ihren Lebenserinnerungen gibt sie ein anschauliches Bild der hier verlebten Wochen und Monate.
Noch in den Vorkriegsjahren begegnet die frühreife junge Frau und angehende Schriftstellerin in Begleitung einer Freundin zwei gleichaltrigen Belgiern, die auf Kavalierstour quer durch Europa auch in St. Wolfgang Station machen. Dieser muntere Reigen bildet das Gerüst für Hilde Spiels zweiten Roman „Verwirrung am Wolfgangsee“ (1935), einem unbeschwerten Sommerbuch, obschon vor dem Hintergrund der sich verfinsternden Zwischenkriegsjahre verfasst, in dem das Salzkammergut die Kulisse bildet.
Während des englischen Exils bleibt St. Wolfgang ein Sehnsuchtsort, den sie erst ein Jahrzehnt nach Kriegsende wieder betreten wird. Hilde Spiel hat Wien 1936 – auf den beginnenden Nazi-Terror reagierend – verlassen und sich eine neue Existenz in London aufgebaut. Zehn Jahre später kehrte sie als Nachkriegskorrespondentin der Zeitschrift New Statesman nach Wien zurück und hielt ihre Beobachtungen und Gedanken in Tagebuchaufzeichnungen fest. „Rückkehr nach Wien“ ist als Wiederentdeckung ein Erlebnis sowie Pflichtlektüre für alle weiteren Generationen.
Beide Bücher sind im Milena Verlag neu aufgelegt worden.
Mit dem Kauf des Hauses am Bach begann Spiels Integration in die Österreichische Künstlerszene. Hier festigten sich viele Beziehungen zu den großen Schriftstellern ihrer Zeit, zu Heimito von Doderer, Friedrich Torberg, Leo Perutz, zu ihrem Grundstücksnachbarn Alexander Lernet-Holenia und in späteren Jahren zu Thomas Bernhard.