„Die Bundesregierung will I-Klassen abschaffen“- diese Meldung geistert seit geraumer Zeit durch diverse Medien…wenn man genauer liest, geht es dann um Integrationsklassen in Sonderschulen! Hmm? Wie jetzt I-Klassen in Sonderschulen?
Sind I-Klassen nicht die Integrationsklassen an den sog. Regelschulen. Und gibt es Sonderschulen überhaupt noch- das klingt doch nach Wegsperren von behinderten Kindern, oder!
Was ist da jetzt tatsächlich los? Wo steht Österreich, wenn es um Integration von Kindern mit sonderpädagogischer Förderbedarf geht. Welche Kinder fallen überhaupt in diese Gruppe? Und bekommen wir jetzt wieder mehr Sonderschulen?
Diese und andere Fragen versuch FROzine Redakteurin Sigrid Ecker mit ihren GästInnen live im Studio zu klären:
- Ewald Feyerer, Pädagogische Hochschule OÖ- Institutsleiter Inklusive Pädagogik,
- Peter Bersenkowitsch, Direktor NMS 10, Löwenfeldschule,
- Bettina Kögl, Zentrum für Inklusiv und Sonderpädagogik Linz Stadt
Integration an Österreichs Schulen
Sonderpädagogischer Förderbedarf wird an Österreichs Schulen in verschiedenen Formen angeboten. Es gibt Integrationsklassen in Regelschulen, aber auch weiterhin Sonderschulen und auch dort Integrationsklassen. Der österreichische Nationalrat hat sich bereits 1993 zur Einführung der Integration bekannt und gleichzeitig den Eltern das prinzipielle Wahlrecht zwischen Sonderschule und Integration eingräumt. Seither kommt es zu hohen zahlenmäßigen Schwankungen in den einzelnen Bundesländern, wieviele Kinder in Regelschulen integriert werden und wieviele auf Sonderschulen gehen.
Im Jahr 2008 ging derNationalrat dann noch einen Schritt weiter und hat sich zur Ratifizierung des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen entschlossen und sich verpflichtet, ein „inklusives Bildungssystem auf allen Ebenen“ zu gewährleisten und schrittweise umzusetzen.
Und so kam es zu diversen Schulversuchen, die teilweise schon 20 Jahre lang erfolgreich laufen. Einer von diesen schaffte es nun mediale Aufnerksamkeit zu erlangen. Denn durch eine Order der neuen Bundesregierung droht nun das aus für diese Form der Inklusion. Am 27. Februar schreiben die OÖ Nachrichten dazu:
In Oberösterreich gibt es seit mehr als zwanzig Jahren den Sonderfall der „umgekehrten Integration“: nicht Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Regelschulsystem, sondern Kinder mit und ohne Förderbedarf in Integrationsklassen in Sonderschulen. Aber nur als Schulversuch, der jedes Jahr beantragt werden muss. Durch eine Änderung des Schulorganisationsgesetzes im vergangenen Jahr wurde die Zahl der Klassen, die als Schulversuch geführt werden dürfen, auf maximal zehn Prozent pro Bundesland begrenzt. Damit wären elf von der Schließung bedroht. Für den Verbleib der I-Klassen wurden mehr als 21.000 Unterschriften gesammelt.
Sendungsgestaltung und Moderation: Sigrid Ecker