Zufallsbekanntschaft (Perlentaucher XCII)

Podcast
Nachtfahrt Perlentaucher
  • Zufallsbekanntschaft
    179:25
audio
2 sati 52:51 min
Jenseits von Schatten (Perlentaucher CLXVIII)
audio
2 sati 52:50 min
Whatever, Anyway (Perlentaucher CLXVII)
audio
2 sati 52:50 min
Zeit und Lebenszeit (Perlentaucher CLXVI)
audio
2 sati 52:51 min
In Between Days (Perlentaucher CLXV)
audio
2 sati 52:50 min
Poesie und Widerstand (Perlentaucher CLXIV)
audio
2 sati 52:51 min
Das angewandte Paradoxon (Perlentaucher CLXIII)
audio
2 sati 52:51 min
Hinter den Spiegel (Perlentaucher CLXII)
audio
2 sati 52:51 min
The Spirit carries on (Perlentaucher CLXI)
audio
2 sati 52:50 min
Auf der Fährte des ... (Perlentaucher CLX)
audio
2 sati 52:50 min
Verdrängungen (Perlentaucher CLIX)

Wir singen das Hohelied der Zufallsbekanntschaft inmitten der schon fast völlig zugeplanten Welt. Alle Kinder sind auf Tinder, aber finden sie dort auch das, was sie suchen? Oder freuen sie sich wunschgemäß über das, was ihnen längst vom Weltalgorithmus gefickt eingeschädelt ist? Hurra, die Fremdwunscheinpflanzung substituiert jede eigene Phantasie mit ihrem globalen Blahcebo des Verwertbaren. Nutzzweck statt Lebenssinn, Umsatzzahlen statt Wohlgefühl, Gabalier statt Gedankenfreiheit. Die 68er drehen sich doch im Grab um, sofern sie schon tot und nicht im Arsch durch die Institutionen stecken geblieben sind. Angepasste Konsumtrottel, der feuchte Wunschtraum der Herrschenden, das voll fernlenkbare Volk der Verblödung

Persönliche ZufallsbekanntschaftDoch bei all dem gepflegten Kulturpessimismus wollen wir unsere Ausgangsüberlegung erst recht nicht außer acht lassen: Wie lässt sich “der Zufall” auch heute noch erleben, wo doch ringsumher fast schon alles mit Besitztümern, Datenschutzgrundverordnungen, Urheberrechten, Lizenzgebühren und Verhaltensvorschrifen derart zugeschissen ist, dass es einem schlichtweg die Luft abdreht? Die Zufallsbekanntschaft mit einem anderen Menschen war schon immer wesentlich fürs spontane Reagieren auf veränderte Lebensumstände, ganz zu schweigen vom überfallsartigen Aufkommen unvorhersagbarer Gefühle, die zu verarbeiten sowohl Kreativität als auch Phantasie erfordert. Ein Rest Risiko in der wohlversicherten Zuvielisation des Urban Overload. Neuen Fragen begegnen – und neue Antworten darauf finden. Nicht bereits vorher definierte Gefühle erwarten und diese befriedigt bekommen – oder eben nicht. Der letzte Bewegungsspielraum einer menschlichen Sexualperson wäre also ja oder nein, null oder eins, pudern – oder wegwischen?

Raum für ZufallsbekanntschaftUnd die Zufallsbekanntschaft mit einem Buch, einem Film, mit einem Thema oder mit einer MusikKann das Entdecken einer neuen Welt, wie sie in der unvorhergesehenen Begegnung mit einer Landschaft, einer Kultur oder einem einzelnen Bild entsteht, eins zu eins ersetzt werden durch eine vorgefertigte Version dieser unserer inneren Wirklichkeit? Maschinen haben keine Gefühle. Ein schöner Satz. Aber Märkte und Weltwirtschaften, politische Parteien, Hitradios, Börsenenkurse oder Zuckerberge haben auch keine. Die tun bloß so! Weshalb naheliegt, dass die psychischen Prozesse, die im Umgang mit dem Überraschtwerden auftreten, eben nicht durch mathematisch-mechanische Verfahren (und seien diese noch so schnell oder komplex) ersetzt werden können. Das untrügliche Kennzeichen des Lebendigen sind nämlich echte Gefühle – und keine künstlichen. Der Sänger einer recht jungen österreichischen Band (die ihren ersten großen Auftritt als Support für AC/DC hatten) verweigert generell jegliche Dating-Apps”: Was passiert, passiert, was nicht, nicht.”

Da gibt es dann sehr wahrscheinlich einen Zusammenhang

PS. Den in der Sendung gelesenen Text “Wie die Zeit verschwindet” gibt es als PDF zum Download. Der Autor Norbert K.Hund gibt eh einen Vogelschiss aufs Urheberrecht, also machts was draus…

Dokumenti

Wie die Zeit verschwindet, PDF, 30.2 kB Preuzeti

Komentiraj