Es gab Zeiten, da war „Heimat“ als politischer Begriff verpönt. Er roch nach Mief, sah aus nach Kitschfilm und röhrendem Hirsch, nach Nazis und Verdrängung. Heute ist „Heimat“ wieder angesagt. Im Fernsehen, in Musik und Literatur, in der Politik. Grüne wetteifern mit Konservativen um die bessere Heimatpartei. Der neue Grünen-Chef in Deutschland forderte linken Patriotismus und schimpfte zum Entzücken der Rechten auf die 68er-Bewegung, die den „Muff von tausend Jahren“ angeprangert hatte. In Österreich gebärden sich Grüne als Heimattümler in Wahlkämpfen. Sie alle surfen auf einer Welle nach rechts.
Als politischer Begriff soll „Heimat“ Gefühle des Dazu-gehörens und Sich-Wohlfühlens wecken. Das wärmt das Herz in einer kalten Welt – und lässt einen vergessen, dass nicht Fremde von außen die erfundene Idylle bedrohen: Die österreichischen Unternehmer drängen auf 12-Stunden-Tag und Steuerprivilegien für Reiche, nicht „Heuschrecken“ aus Amerika oder eine jüdische Weltver-schwörung. Heimische Firmen, Landwirte und Kommunalpolitiker sorgen für Verbauung und Umweltzerstörung, der heimische SUV-Fahrer verpestet die Luft. Heimattümelei ist der Soundtrack zu Hetze und Gewalt gegen alle, die anders aussehen und ausgegrenzt werden, zu Abschottung, Mauern und Stacheldraht. Statt Gesellschaftskritik und Protest ist Mitschwimmen angesagt, Anpassung an die herrschende Ordnung, Bereichern und Konsumieren.
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Peter Bierl spricht über die Karriere eines Begriffs und eines Ressentiments, die Verbindung mit der Umweltbewegung sowie historische Kontinuitäten. Er versucht ein paar Antworten darauf zu geben, wieso „Heimat“ heute wieder angesagt ist.
Peter Bierl ist freier Journalist, Mitglied der Gewerkschaft Verdi und lebt mit seiner Familie in der Nähe von München. Er ist Autor von „Grüne Braune: Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von rechts“ (Unrast-Verlag 2014), „Schwundgeld, Freiwirtschaft und Rassenwahn. Kapitalismuskritik von rechts: Der Fall Silvio Gesell“ (Konkret-Verlag, 2012) sowie „Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister. Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik“ (Konkret, 2005).
Ein Vortrag mit Diskussion, veranstaltet von ÖH Uni Salzburg und ÖH-Studienvertretung Politikwissenschaft vom 5. Juni 2018 an der Universität Salzburg.
Text: Die Veranstalter*innen