Ein Nachruf
Am 16. August 2017 verlor der Wiener Naturschutzbund überraschend seinen langjährigen Präsidenten. Über 40 Jahre leitete Hannes Minich diese Organisation.
Er war in dieser Funktion ein unerbittlicher Kämpfer für die Grünräume unserer Bundeshauptstadt und darüber hinaus.
Hannes Minich wurde am 16.4.1946 in Budweis in der damaligen Tschechoslowakei als Sohn Deutscher Eltern geboren. Er verstarb am 16. August 2017.
Nach Verlust des Vaters zog er mit der Mutter im Alter von 14 Jahren nach Österreich. An der Forstfachschule in Gainfarn absolvierte er die Ausbildung zum Förster und war Forstadjunkt in Neuwaldegg.
Minich leitete von 1974 bis Ende 1978 die Umweltschutzabteilung der Stadt Wien. Der Ökologe und Umweltschützer Peter Weish erinnert sich an diese turbulenten Jahre: „Hannes war unbestechlich – er stellte etliche Baustellen prominenter Personen im Wald- und Wiesengürtel ein. Seiner Zivilcourage „verdankte“ er schließlich die Versetzung als Förster in das Revier Lainz.“
© Peter Weish
Hannes Minichs ehrenamtliches Engagement war vielfältig. Im Mittelpunkt standen dabei immer Natur und Umwelt:
Ab 1973 engagierte er sich bei der Jungen Generation in der SPÖ, wo er in vielen Arbeitskreisen zu den Themen Bundesheer, Energiepolitik sowie Energie und Umwelt mitarbeitete. Die kritische Haltung der Jungen Generation zur Atomkraft gründet auf sein Engagement. Er war auch Mitglied im Komitee «Verkehrskonzeption für Wien» der Wiener Jungen Generation und im Personenkomitee «Sozialisten für alternative Verkehrspolitik.»
Seit 1973 war Hannes Minich auch Mitglied beim Naturschutzbund. Im Alter von 30 Jahren wurde er dort stellvertretender Schriftführer im Gesamtverein.
Beim Wiener Naturschutzbund engagierte er sich zunächst als Geschäftsführer. Bald darauf wurde er sein Präsident. Diese Funktion führte er bis zu seinem Tod aus. Als Präsident des Wiener Naturschutzbundes nahm er die Möglichkeit wahr, auch außerhalb der Verwaltung etwas zu bewirken. Seine profunde Kenntnis der inneren Struktur der Verwaltung und der gesetzlichen Grundlagen war dabei sehr hilfreich.
Er setzte sich auf vielen Gebieten für die Natur ein, ein spezielles Thema davon war beispielsweise der Einsatz um den Schutz der Lobau. Auch die Steinhofgründe gehen in ihrer heutigen Form auf das Engagement von Hannes Minich zurück: Durch intensive Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative und guter Öffentlichkeitsarbeit, wurde eine Volksbefragung über die Bebauungspläne erreicht. Diese ging positiv aus. Die Steinhofgründe wurden ein großes, frei zugängliches Erholungsgebiet.
Als die Verbauung der Südhänge des Schafberges geplant war, wurde Hannes ebenfalls aktiv: Auch hier gab es eine enge Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative und intensive Öffentlichkeitsarbeit. Damit wurde das Ziel erreicht, die Stadt Wien erwarb Ende 1981 die 8,5 ha große Fläche von den Bauspekulanten. So konnte ein Erholungsgebiet für die Stadtbevölkerung entstehen. Viele weitere geplante Umweltsünden konnten dank dem Einsatz von Hannes Minich abgewendet oder zumindest gemildert werden.
Minich hat seit den 1970er-Jahren für die von Politikern tausend Mal versprochene, aber bis heute nicht vollständig durchgeführte Schließung des Wiener Wald- und Wiesengürtels gekämpft. Als er 2013 – anlässlich des 100jährigen Bestehens des Österreichischen Naturschutzbundes – nach seinem größten Wunsch gefragt wurde, antwortete er: „Ein Gespräch mit Bürgermeister Michael Häupl, wie und wann das vom Wiener Gemeinderat beschlossene Maßnahmenpaket zur Sicherung des überregionalen Grün- und Freiraumsystems für Wien umgesetzt wird – der 1.000-Hektar-Plan zur Ergänzung des gesetzlich geschützten Wald- und Wiesengürtels. So hat es die Stadt beschlossen!“ erzählt Peter Weish.
Seit mehr als 20 Jahren organisierte Hannes ein Veranstaltungsprogramm im Vortragssaal des Naturschutzbundes Wien, das sowohl naturkundliche als auch umweltpolitisch aktuelle Themen umfasste. Dabei konnten oft prominente Vortragende begrüßt werden. Manchmal sprach er auch selbst, so zum Beispiel am 21. Mai 2015 zum damals in Planung befindlichen Wienerwald Nordost, heute als Norbert Scheed-Wald bekannt.
Für den Botaniker Werner Lazowski, Vizepräsident des Vereins Lobaumuseum, war Hannes Minich „der personifizierte „klassische“ Naturschutz Wiens.“
Lazowski: „Der Hannes Minich war ein Original. Für den Naturschutz in Wien hat er wahrscheinlich mehr bewirkt, als uns bewusst ist. Ich denke da an die Steinhofgründe und vieles mehr. Er versuchte, die ursprüngliche Konzeption des Wald- und Wiesengürtels in unsere Zeit zu übertragen. 1978 hat er wohl maßgeblich an der Unterschutzstellung der Lobau mitgewirkt.“
Playlist / Zusatzinfo:
Heute geht es um den im August 2017 verstorbenen Umweltschützer Hannes Minich. Hören Sie Hannes Minich im Originalton.
Die Musik der heutigen Sendung kommt von der neuen CD Honeytrap der Bluesrock-Band non prophets orchestra. Die CD wird am 9. Februar im Nachtasyl in der Stumpergasse 53 im 6. Bezirk präsentiert. Wir durften also Hörproben dieser CD noch vor der offiziellen Präsentation spielen. Vielen Dank dafür!
Internetlinks zu Ing. Hannes Minich:
https://naturschutzbund.at/hannes-minich.html
http://www.lobaumuseum.wien/cms/wp-content/uploads/2017/09/Nachruf-von-Peter-Weish.pdf
https://www.meinbezirk.at/donaustadt/c-leute/hannes-minich-ist-tot_a2220614
Lizenz:
CC-BY-NC
Inhaber_in der Lizenz:
Jutta Matysek, Christian Steger-Vonmetz, Robert Eichert, Andreas Pruner; openup(a)o94.at