Das ganze Album “x-beliebig” der legendären Wiener Neustädter Existenzialistenkapelle x-beliebig. Dem ist auch wirklich nichts elementar existenzielles hinzuzufügen. Außer, dass es mittlerweile einige anhörenswerte Tracks auf YouTube gibt – und sogar original Proberaum-Videos…
Oder vielleicht ein paar Anmerkungen zum individuellen Inspirationsgehalt des kreativen Minimalismus der frühen 80er Jahre, als Punk noch eine Philosophie und Gothic noch kein Genre war. Womöglich das eine oder andere Anekdötchen, wie diese Schallplatte nach virtueller Band-”Scheidung” in meinen Besitz geriet – und wie sie nebst der Ägydi-Räumung noch einige weitere Existenz-Infragestellungen überlebte… Der Covertext jedenfalls fungierte in unserer WG damals als einstweilige Verfassung des Unfertigen, Manifest einer Phantastik, die nie mit dem Realismus ins Bett steigen würde:
“Das Leben wird nicht gelebt, es wird aufgelöst wie ein Rätsel. Es ist wie ein Schauspiel, in dem Menschen Rollen vorspielen, die nicht ihr eigenes Ich zum Vorschein bringen. Pflichten erfüllen, Aufgaben erledigen – Begriffe, die auf Normen und Gesetze gestützt sind und nicht erklärt werden können. Hinter den sogenannten eigenen Meinungen steht Zwang, der von außen in sie eindringt und sie wie Marionetten, von falschen Autoritäten geleitet, herumirren lässt. Das Bewusstsein liegt im hintersten Winkel der vergänglichen Hülle begraben. Gewissen war und ist zweitrangig, denn die Angst vor dem eigenen Ich, die Angst, ehrlich zu sich selbst zu sein, die Angst, dem Wahren ins Gesicht zu blicken, ist zu groß. Man geht Umwege, um Schwierigkeiten zu vermeiden. Der kurze und wahre Weg ist unbekannt. In einer Gesellschaft, die sie sich im Überfluss geschaffen haben, gehen sie zugrunde. Probleme zu schaffen, um sie danach meistern zu können, zeigt, wie sinnlos Menschen handeln, zeigt auch, dass sie zum Untergang verdammt sind. Nach Katastrophen blicken sie auf, schauen sich an und suchen wieder am falschen Ort nach Ursachen. Es hat sich im Grunde nie etwas geändert. Die große Reformation ist immer ausgeblieben. Dinge, die gestern passiert sind, passieren heute mit anderen Vorzeichen. Viele möchten etwas ändern, doch keiner beginnt bei sich selbst.”
Gar liebevoll zubereitetes Hintergrund- und Untergrundwissen hierzu serviert Martin Blumenau in seinem FM4 Journal unter dem Titel «Zufällige Erinnerung an die allerbeste österreichische Band von «früher», die keiner kennt: X-Beliebig» allen geneigten Feinschmökern und Freunden des Populärenzyklopädischen. Absolut lesens- und durchaus eine Reise wert! Die Sendung selbst — zum Wiederhören etc. — gibts dann wiederum hier. Zum Wohlsein, Österreich!