„Ambience“ von Wisam Al Jafari war der Eröffnungsfilm beim heurigen Linz International Short Film Festival. Im Spype-Interview erklärt der palästinensische Filmemacher, warum er die Reise nach Linz nicht antreten konnte. Außerdem Eva Maria Dreisiebner über ihren Animationsfilm “Lost in Fragments – Dystopian Views”.
Zum zweiten mal fand vom 7. bis 10. November das Linz International Short Film Festival 2019 statt. Der Anspruch des Festivals ist, die Welt in ihrer Diversität, in eindrucksvollen Bildern und starken Charakteren einzufangen. Das Ziel dabei ist junge, talentierte Filmemacher*innen in ihrem qualitätsvollen Schaffen zu unterstützen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Werke in einem professionellen Rahmen zu präsentieren.
Mit über hundert Kurzfilmen an 4 Festival-Tagen wird auch heuer wieder der Blick von der Leinwand Linzer Kinos aus über den Rand Europas geworfen. Thematisch stehen im Mittelpunkt Beziehungen, Familienkonstellationen, Frauenbilder, Gender und Identität oder auch Liebe und Verlust. Das konzentrierte, facettenreiche Programm wird komplementiert durch ein vielseitiges Angebot an Diskussionen, Nightlines und Workshops für Filmschaffende und Laien.
Festivalleiterin und Gründerin Parisa Ghasemi unterstreicht, dass die aus über achthundert Einreichungen aus rund 40 Länder ausgewählten Filme für sich und die Vielfalt des Festivals sprechen. Diese Filme sind zugleich für den offiziellen Filmwettbewerb des Festivals nominiert und stellen sich in drei verschiedenen Kategorien der internationalen Fachjury: Fiktion, Dokumentation und Animation. Dabei sind Komödien und Tragödien, ebenso wie Horror- oder Science-Fiction-Filme und weitere Genres vertreten.
Palästinensischem Juror wird von Israel die Ausreise verwehrt
Apropos Jury: einer der vier Juror*innen war Wisam Al Jafari. Für seinen Film „Ambience“ wurde er heuer in Cannes mit dem Cine Fondación Award ausgezeichnet. Er ist einer von fünfzehntausend Menschen, die im Flüchtlingslager Dheisheh bei Bethlehem leben. Wisam Al Jafari studierte Film an der Dar Alkalima University. In seiner Tätigkeit fokussiert er sich vor allem auf Tontechnik, Regie und Cinematographie und zeigt sowohl mit Humor als auch einer poetischen Bildsprache den Alltag von Palästinenser*innen im Nahostkonflikt auf.
Seit seiner Geburt lebt Wisam Al Jafari in dem Flüchtlingslager, das bereits seit 72 Jahren existiert. Es wurde von der UN (United Nations) für 99 Jahre gepachtet. Was passiert, wenn in 27 Jahren der Pachtvertrag abläuft, steht in den Sternen.
Warum er trotz aller Bemühungen in letzter Konsequenz doch an der Ausreise nach Linz gehindert wurde, wie sich die Lebensbedingungen in Dheisheh darstellen und was er dieser stagnierenden und unerträglichen Situation im Israel/Palestina-Konflikt entgegenzuhalten hat erzählt Wisam Al Jafari im Skype-Interview, das sie hier hören können.
“Frau – Macht – Film”
FROzine Redakteurin Astrid Dober widmet sich immer noch dem Short Film Festival, doch ganz mit Fokus auf die Begriffe “Frau – Macht – Film”, angelehnt an die gleichnamigen Filmtage, die heute im Moviemento starten. Sie spricht mit der in Linz lebenden Eva Maria Dreisiebner, die den experimentellen Animationsfilm “Lost in Fragments – Dystopian Views” eingereicht hat und über die Macht der Kurzfilme aus Sicht der Organisator*innen Parisa Ghasemi, Askhan Nematian, Marlies Hajnal.
Videoteaser “Lost in Fragments – Dystopian Views” können sie hier sehen.
Das ganze Programm findet sich unter https://www.linzisfilmfestival.com/de/homepage-deutsch
Moderation und Gestaltung: Sigrid Ecker