Im Studio zu Gast: Helmut Rizy

Podcast
Nachspann
  • Aufnahme 3.12.2019, Studio 1, Bearbeitung: ek
    122:36
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Lesung und Gespräch

In Nachspann Folge 38 ist der in Wien und Bad Leonfelden lebende Schriftsteller und freie Journalist Helmut Rizy zu Gast.

Rizy wird einen Ausschnitt aus seinem 2018 im Wieser Verlag erschienen Roman „Herbstzeitlose“ lesen:

Das Verhältnis zwischen den beiden war immer ein wenig eigenartig. Bestimmt ist es keins, wo Brüder mitsammen durch Dick und Dünn gehen. Doch ist es, selbst wenn Alfred gelegentlich ein wenig abfällige Bemerkungen über seinen Bruder herausrutschen, kein wirklich schlechtes Verhältnis. Genaugenommen haben die beiden nichts gemeinsam, abgesehen von ihren Eltern.
Nicht auszudenken, lägen Vater und Mutter an verschiedenen Orten begraben; so aber haben die beiden wenigstens ein Grab, an dem sie einander einmal im Jahr treffen können. Da das, wie ihr scheint, mehr oder weniger alles ist, streitet man doch bei solcher Gelegenheit nicht über Blumen. Vielleicht noch über die Chrysanthemen am Grab, die einem von ihnen nicht gefallen, weil er lieber Astern hätte, aber doch nicht über Herbstzeitlose.

Dem etwa 20-minütigen Lesungsteil wird ein ausführliches Gespräch mit Rizy folgen, begleitet von Musikstücken, die mein Studiogast ausgesucht hat.

 

Vor kurzem erschien im Verlag Bibliothek der Provinz ein erster Band mit Erzählungen Rizys aus dem Zeitraum 1959 bis 1999, Buchtitel: Das Messer.

Bemerkenswert in seinem Werkverzeichnis ist unter anderem der 2016 in der edition art science erschienene Essay „Exil / Front / Widerstand     Das Ende des zweiten Weltkriegs in der österreichischen Literatur“, in dem sich Rizy österreichischen Autorinnen und Autoren widmete, die sich nach dem Ende der Nazi-Herrschaft auf sehr unterschiedliche Weise mit der jüngsten Vergangenheit auseinandersetzten, bei Publikum und Kritik jedoch auf nur geringe Aufmerksamkeit stießen, es bestand, wie Rizy schreibt, „wenig Interesse an der Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit.“

Der Schriftsteller Helmut Rizy hat über die Jahrzehnte Erzählungen in zahlreichen Anthologien veröffentlicht, sein Werkverzeichnis umfasst u.a. den 2008 in der edition art science neu aufgelegten „Roman einer Gegend“ über die „Hasenjagd im Mühlviertel“.

Rizys journalistische Tätigkeit begann 1963 bei den Oberösterreichischen Nachrichten und bei Neues Österreich. 1965 bis 1968 hielt er sich in Israel im Kibbuz Sde Nehemia auf. Danach arbeitete er wieder als Redakteur in Wien (Neue Zeitung, Volksstimme, Weg und Ziel) in mehreren Ressorts (Ausland, Gewerkschaft, Kultur). Über mehrere Jahre organisierte er die Lesungen „Linkes Wort am Volksstimmefest“ und fungierte als Herausgeber der damit verbundenen Publikationen. Die Vielseitigkeit seiner journalistischen Arbeiten kommt auch durch eine Erwähnung in Wolfgang Lamprechts Buch „Jazzkritik in Österreich“, das 2009 im Löcker Verlag erschien, zum Vorschein: “ … Was sich abseits der Mainstream-Begeisterung und populären Name-Droppings sonst so tat, erfuhr der interessierte Jazzfan mit Niveau in den 1980er-Jahren in form intelligenter Reportagen, Interviews, Analysen und Serien fast ausschließlich bei Helmut Rizy in der Volksstimme.“ Die Volksstimme als Tageszeitung der Kommunistischen Partei Österreichs wurde Anfang März 1991 eingestellt.

Auf http://www.helmut-rizy.com/finden Sie weitere Details, darunter ein Bild, das ihn beim Fotografieren zeigt, durchaus passend für Helmut Rizy, der auch bei Lesungen häufig mit Kamera unterwegs ist.

Erich Klinger, 19.12.2019


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