Am 20 April 2010 war die von BP geleaste Ölplattform „Deepwater Horizon“ rund 80 km vor der US Küste explodiert. Elf Menschen kamen dabei ums Leben. 2 Tage lang stand die Bohrinsel in Flammen bis sie auf den Ozeangrund sank. 780 Millionen Liter Rohöl flossen ins Wasser. Erst im Juli konnte das Leck in 1,5 km Tiefe nach mehreren gescheiterten Versuchen provisorisch abgedichtet werden. Nach 2 Monaten konnte die Quelle dauerhaft versiegelt werden. Hunderte Kilometer Strände und Feuchtgebiete wurden kontaminiert.
Nach Einschätzung des britischen Konzerns tragen mehrere Firmen die Verantwortung. BP hat daher Klage gegen die Schweizer Firma Transocean – Eigentümerin der Bohrinsel – und gegen die US Firmen Cameron International und Halliburton eingereicht. Cameron ist der Hersteller des defekten Abdeckventils der Ölplattform, Halliburton war für die spätere Zementierung der Ölquelle verantwortlich.
Für Entschädigungszahlungen speist der Konzern einen vom US-Regierungsbeauftragten Kenneth Feinberg verwalteten Kompensationsfond für die Opfer. Dieser ist mit 13,98 Mrd. Euro dotiert. Insgesamt geht BP von Kosten in der Höhe von 28,7 Mrd. Euro aus.
Laut Austria Presse Agentur wurden bisher rund 857.000 Entschädigungsanträge von mehr als 500.000 Unternehmen und Privatpersonen eingereicht. Etwa 300.000 Anträgen ist stattgegeben worden. Trotz des hohen Ölpreises im vergangenen Jahr, in dem die Konkurrenz Rekordgewinne schrieb machte der Konzern einen Verlust von 3,5 Mrd. Euro.
Die Interviews dieser Sendung führte Jutta Matysek. Zuerst hören Sie Nicolas Entrup, Geschäftsführer der Wal- und Delphinschutzorganisation WDCS Deutschland, danach Jurrien Westerhof, den Energie-Experten von Greenpeace CEE.
Aus einer Greenpeace Presseerklärung:
„Die Schamlosikeit der Ölindustrie zeigt sich am deutlichsten bei Transocean der Betreiberfirma der Bohrplattform Deepwater Horizon: Das Topmanagement wurde 2010 mit einer Bonuszahlung bedacht, da dieses Jahr groteskerweise das erfolgreichste der Firmengeschichte war, was die Einhaltung der Sicherheitsstandards betrifft.“zeigt Westerhof auf.
Im Plankton und auch an den Stränden rund um den Golf von Mexiko findet man nach wie vor Ölrückstände. Immer noch werden verendete Meeresbewohner angeschwemmt. Insgesamt wurden bisher über 6000 tote Vögel, rund 700 verendete Schildkröten sowie mehr als 100 gestrandete Wale und Delphine gezählt. Diese offiziellen Angaben liegen jedoch weit unter der tatsächlichen Opferzahl. Viele Meerestiere sterben auf offener See und werden nie gefunden.
„Während die Spuren ein Jahr nach der Katastrophe immer noch allgegenwärtig sind, bemühen sich US-Regierung und BP, das Unglück möglichst schnell in Vergessenheit geraten zu lassen und sich den Alltagsgeschäften zuzuwenden. Gelernt hat man scheinbar nichts aus der Katastrophe“, so Jurrien Westerhof und weist auf die wiedererlangte Bohrgenehmigung von BP hin. Ein Monat nach der Explosion wurde zwar ein Moratorium für die Bohrungen in einem kleinen Gebiet im Golf von Mexiko verhängt, das jedoch nach fünf Monaten wieder aufgehoben wurde. Seit wenigen Wochen steht fest, dass BP ab Sommer wieder offiziell im Golf von Mexiko Ölbohrungen durchführen darf. (www.greenpeace.at)
Eine Sendung von Jutta Matysek und Andreas Pruner.