In dieser Sendung möchte ich Ihnen ein Buch vorstellen, dass mich tief beeindruckt hat. Ohne, dass ich ein spezielles Kriterium nennen zu können weshalb es mich beeindruckt hat. Vielleicht ist es die Unaufgeregtheit, vielleicht aber auch die Zurückhaltung der Verfasserin des Buches, die kürzlich verstorbene Lid Winiewicz. Winiewicz erzählt darin die Lebensgeschichte einer Mühlviertler Bäuerin und lässt ihrer Figur sehr viel Raum. Die in Ichform verfassten Erinnerungen gliedern sich in relativ kurze Abschnitte – so wie Menschen eben aus ihrem Leben erzählen. Und auch in der Sprache bleibt Winiewicz sehr nahe am Erzählton ihrer Protagonistin. Winiewicz schreibt in einer Vorbemerkung des Buches: „Ich hatte einmal ein Haus im Mühlviertel. Meist stand es leer. Die Bäuerin von nebenan, die einen Schlüssel verwahrte, gestand eines Tages, schuldbewußt, sie säße oft in meiner Stube, wenn niemand da sei, und dächte an die Vergangenheit. Ich fragte nach Einzelheiten, sie antwortete. So entstand das Buch Späte Gegend, eine Art Reisebericht aus einem fernen Land. zwei Autostunden von Wien.“
Das Buch Späte Gegend – Protokoll eines Lebens ist 1986 also vor 34 Jahren erstmals im Zsolnay Verlag erschienen und wurde nun vom Braumüller-Verlag neu aufgelegt. Entsprechend weit, nämlich in die Zeit der Monarchie, reichen die Erzählungen der Mühlviertler Bäuerin zurück. Auch deshalb ist das Buch, wie Winiewicz schreibt, „eine Art Reisebericht aus einem fernen Land“.
Eine unbedingte Leseempfehlung für alle die sich für Oralhistorie, Alltagsgeschichte und das Leben „kleiner Leute“ interessieren.