Diese Soundscape-Arbeit entstand in Zeiten, in denen die übliche Geräuschkulisse überraschend neue Formen annahm: Die Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns sind in Soundscape Arbeiten aus dem letzten Jahr meist in irgendeiner Form präsent – für die folgende Aufnahme hat die Komponistin und Klangkünstlerin LINO LEUM im November 2020 sieben Nächte auf ihrem Balkon im Grazer Viertel St. Leonhard aufgezeichnet.
Sie beschreibt die Szenerie und ihre Herangehensweise an die Aufnahmen:
„Die Nacht klingt während eines Lockdowns anders, die Ruhe der Nacht beginnt schon zu einer früheren Uhrzeit. Durch diese Ruhe hört man mehr in die Ferne und mehr aus den umliegenden Wohnungen. Wichtig war es mir auch, nicht durch die Stadt zu gehen und Klänge auszuwählen, sondern die Entscheidung für einen Ort zu treffen und die Klänge passieren zu lassen. Während des Zuhörens wurde es dann deutlich für mich, dass es einen Ablauf gibt. Man hört den Beginn der Nacht und das Morgengrauen. Beim Gestalten der Komposition habe ich dann versucht, in einer Art Schnelldurchlauf diesen Ablauf erlebbar zu machen. Zu dieser Zeit des Lockdowns durften Kirchen offen bleiben, Kultureinrichtungen u.a. jedoch nicht. Dadurch entstand die Idee, diese Stadtklänge virtuell mehrmals im Innenraum einer Kirche abzuspielen, um einerseits das Sphärische der Nacht zu gestalten, und andererseits diesen Umstand künstlerisch zu bearbeiten.“
Die Künstlerin LINO LEUM wird durch die Fragestellungen „Wie klingt es? Wenn es nicht klingt, wie kann ich es zum Klingen bringen? Was kann ich daraus machen?“ angetrieben. Sie arbeitet und komponiert mit selbstprogrammierten Klängen und Geräuschen, selbstgebauten elektronischen Instrumenten, zweckentfremdeten Geräten und Field Recordings. LINO LEUM möchte vor allem neue Klangerlebnisse aus einer unerwarteten Perspektive erschaffen.
Ohren Auf.
Mehr Infos zu den Arbeiten der Klangkünstlerin LINO LEUM finden sich auf ihrer Homepage.