Liebe alle!
Die deutsche Band Can (Holger Czukay am Bass, Jaki Liebezeit an den Drums, Michael Karoli an der Gitarre, Irmin Schmidt an den Keyboards, vorübergehend Malcolm Mooney und dann Damo Suzuki an den Vocals) schwebte ab den späten 1960er Jahren als freies Kollektiv mit Rockinstrumenten im göttlichen Groove. Ihre beste Zeit dauerte mit LPs wie „Monster Movie“, „Ege Bamyasi“, „Tago Mago“, „Future Days“ und „Soon over Babaluma“ jedenfalls bis Mitte der 1970er. Diese Herren waren Pioniere und furchtlose Speerspitze beim Ausloten, was Musik sein kann, und neben Kollegen wie Miles Davis oder Kraftwerk waren sie Meister im Finden des bis dahin Ungehörten. Das Kollektiv Can schwebte als Anti-Rockband erhaben über kleingeistiger Konvention. Verschworene Astronauten, die einander blind vertrauten auf dem Weg ins Unbekannte und in die Weiten der Grenzenlosigkeit.
Auch wir finden: Die beseelte Musiksprache, die sie geschaffen haben, ist zeitlos. Diese Platten sind Dokumente, wie es klingt, wenn eine Band wirklich mehr ist als die Summe der einzelnen Teile, weil sie eine Welt schafft. Eine bessere Welt. Die Zukunft. Cans Geschichte wird deshalb laufend von Vielen weiter erkundet. Wer Ohren hat und ein Herz, der/die braucht Can wie ein Grundnahrungsmittel, laufend, zwar in abwechselnden Dosen, aber it never stops.
Vor kurzem hat Christoph Dallach die Oral History „Future Sounds. Wie ein paar Krautrocker die Popwelt revolutionierten“ (Suhrkamp) herausgebracht. Schilderungen der Band, von Kollegen, Insidern und Zeitgenossen bilden ein Gesamtkunstwerk, eine Collage der Bandgeschichte, und manchmal fällt man vor Lachen bei der Lektüre fast aus dem Bett. Etwa, wenn Irmin Schmidt (der letzte auf Erden Verbliebene der Kern-Band) von einem Gig erzählt, bei dem Hollywoodschauspieler David Niven (!) von ihrem kurz darauf gefeuerten Manager mitgebracht wurde. Nivens Kommentar am Ende des Konzerts: „It was great, but I didn’t know it was music.“
Live-Aufnahmen von Can sind rar und deshalb ist es ein Wunder, dass unter der verantwortungsvollen Ägide von Irmin Schmidt, seiner Frau und Bandmanagerin Hildegard und deren Tochter jetzt eine Live-Platte mit einem neu entdeckten Mitschnitt aus dem Jahr 1975 (Stuttgart, Gustav-Siegle-Haus) erschienen ist. Die Band zwischen den Alben „Soon over babaluma“ und „Landed“, nach dem Abschied von Damo Suzuki wieder als Quartett, sehr dicht und sehr stark in fünf titellosen Groovemonster-Jams. 90 Minutes of Canvirtuosity, die einen Eindruck geben, wie es sich angefühlt haben muss, sich Can live anzuvertrauen und mit ihnen zu segeln.
Um diese Live-Aufnahmen bauen wir die morgige Sendung, also ein Can-Special. Genau um solcher Musik würdig Raum zu geben, dafür gibt es Kraft & Hell.
In a nutshell: Es wird gut! Nerds are welcome, and all the rest of you, too.
KRAFT & HELL jeden letzten Sonntag im Monat ab 22:00 auf ORANGE 94.0 – das freie Radio in Wien UKW 94.0 – im Kabel auf 92,7 live stream auf www.o94.at