Andrea Czak, Obfrau und Gründerin vom Verein FEM.A spricht mit Sigrid Ecker über die Situation von Alleinerzieherinnen und die Krux mit der automatischen, gemeinsamen Obsorge.
Andrea Czak ist Obfrau und Gründerin von FEM.A, dem Verein feministischer Alleinerzieherinnen. Sie hat ihn durch eigene Betroffenheit gegründet, weiß also wovon sie spricht. Was die Ziele des Vereins sind und wie sich die momentane Situation von Alleinerzieherinnen in Österreich darstellt führt sie im Gespräch mit Sigrid Ecker, Chefredaktion FROzine aus.
„Es geht bei der Gestaltung des Kontaktrechts nicht in erster Linie darum, Gerechtigkeit zwischen den Eltern zu erzielen. Das Wohl des Kindes hat immer im Vordergrund zu stehen”, sagt Czak.
Einiges läuft schief an Familiengerichten und seinen ergänzenden Professionen seit Jahren. Die Öffentlichkeit bekommt davon kaum etwas mit, denn Verfahren an Familiengerichten sind nicht öffentlich. Mütter behalten sich die Sorgen – Väter nehmen sich das Recht.
Auf diese Schieflagen möchte der Verein FEMA aufmerksam machen. Die derzeitige Lage stellt weder das Kindeswohl in den Mittelpunkt, noch werden Frauen vor gewaltbereiten Partnern geschützt – im Gegenteil, sie werden durch die automatische, gemeinsame Obsorge an die Männer bindet.
Gerade bei psychischer Gewalt wird bei Gericht oft weggesehen und Mütter können sich und ihre Kinder nicht schützen. Das Patriarchat lebt im Familienrecht!
Im Regierungsprogramm findet sich die Reform des Kindschaftsrechts. Angedacht ist die automatische, gemeinsame Obsorge, auch für nicht verheiratete Paare, und die gesetzliche Implementierung der Doppelresidenz. Dies findet unter dem Narrativ des „Rechts der Kinder auf beide Eltern“ statt.
Hier geht es aber nicht um ein “neues, innovatives Verständnis gemeinsamer, elterlicher Verantwortung”, sondern um einen reaktionären, antifeministischen Backlash, der Mütter nach der Trennung an Väter kettet und sie kein selbstbestimmtes Leben führen lässt. Frauen müssen das Recht haben sich von gewalttätigen Männern fernzuhalten.
Der Verein der feministischen Alleinerzieherinnen fordert, dass es keine gemeinsame Obsorge bei psychischer und körperlicher Gewalt geben darf. Das wird von vielen Frauenberatungsstellen, die Teil der Allianz GewaltFREI leben sind, geteilt.
Wer diese Forderungen am politischen Parkett unterstützt und wer nicht, ob das dramatische Ansteigen der Femizide in Österreich damit in Zusammenhang zu bringen ist und wie sich FEM.A versucht Gehör zu verschaffen erläutert Andrea Czak im Gespräch. Das Motto des heurigen Internationalen Tag der Alleinerziehenden lautete übrigens: Wir feiern uns selbst, weil uns keiner feiertund wurde am 29. September gefeiert.
Mehr Infos zur Veranstaltung „BEHALTE DU DIE SORGE, ICH NEHME DAS RECHT“ – Workshop Mittwoch, 13. Oktober 2021 | 18:00 bis 20:00 Uhr und ERZIEHUNG FEMINISTISCH GESTALTEN –Wie wir starre Rollenbilder aufbrechen und vielfältige Chancen eröffnen. Eine Veranstaltung von HeForShe Vienna und Verein Feministische Alleinerzieherinnen Donnerstag, 04. November 2021 | Online auf Zoom.
Tip: Veranstaltungen zum Nacherleben gibt es hier.
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Moderation: Sigrid Ecker