Im Warteraum der Interpretationen: Sind sie dort zu suchen, die Musikschaffenden und KünstlerInnen der Gegenwart, die darauf warten, in der fortlaufenden Musikgeschichte einen Platz zugewiesen zu bekommen? Was aber, wenn sich in diesem Warteraum keine Türen mehr öffnen und keine lesbaren Schilder mehr auf neue Wege hinweisen? Wie verorten sich Musikschaffende in der Gegenwart, wie stellen sie ihr Werk in den Kontext sozialer und kultureller Umbrüche? Oder haben sich Fragen nach dem Standort einzelner „music cultures“ im Zeitalter des „Everywhere-Everything!“ ohnehin erübrigt, im geographischen wie auch im soziokulturellen Sinne?
Der Warteraum der Interpretationen dient der Jubiläumsausgabe von Stop.Spot als Ort der Reflexion verschiedener aktueller Musikkulturen. Anhand von Live-Gesprächen, Konzerten und Vorträgen wird dieser Raum konkret Gestalt annehmen, als fiktiver Ort soll er aber vor allem Platz bieten für alle Denkmodelle, die helfen, denselbigen Warteraum, diesen Un-Ort der (Post-)Postmoderne zu verlassen.
Stop.Spot! hat MusikerInnen, TheoretikerInnen und JournalistInnen eingeladen, an diesen Denkmodellen zu arbeiten und Gedanken zu spinnen. Die Resultate dieser Auseinandersetzung sind in Textform als Sonderbeilage der Herbstausgabe 2011 der Musikzeitschrift Skug erschienen. Als substanzieller inhaltlicher Beitrag zur dies-jährigen Festivalausgabe geben sie einen Eindruck, wie schwer die künstlerische und ideenmusikgeschichtliche (Selbst-)Verortung im Augenblick fällt. Die Texte sind auch als Antwortsuche auf die Frage zu lesen, wo und wie Musikschaffende ihr Werk derzeit am ehesten suchen und wiederfinden könnten.
In der Verwaltung für Trendangelegenheiten? In einer Endlosschleife aus Retro-Referenzen? Im Abverkauf der „Musik ohne Eigenschaften“? Im Echoraum unendlicher Mediensignale? Bestimmt jedenfalls „Im Warteraum der Interpretationen“! Und aus diesem gilt es herauszutreten! Schließlich hängt jede Standortbestimmung von Musikkultur, jede Konkretisierung und Kontextualisierung der immateriellen Eigenschaften von Kunst und Kultur auch mit ihrer kritischen Wahrnehmung von außen zusammen.
Ein Interview mit Anatol Bogendorfer & Andreas Mayrhofer.
Von Pamela Neuwirth