„Demokratie! Welche Demokratie? Postdemokratie kritisch hinterfragt” – so lautete der Titel der dritten Tagung des „Instituts für die Geamtanalyse der Wirtschaft” (ICAE) (der JKU), die am 1. und 2. Dezember (2011) im Wissensturm Linz stattgefunden hat.
„Kurz vor seinem Tod im vergangenen Jahr mahnte der britische Zeithistoriker Tony Judt: „Wir sind zwar heute alle Demokraten“, aber: „Die demokratischen Institutionen sind degeneriert, vor allem durch die Macht des Geldes; und die Sprache der Politiker ist hohl und nichtssagend.“ (Judt, Dem Land geht es schlecht, München 2011, S. 116, S. 132)
Colin Crouch hat für diesen Befund den Begriff ‚Postdemokratie‘ geschaffen: Demokratie heute sei nur noch eine Hülle dessen, was Demokratie einst ausgemacht hat. Laut Crouch dominieren Experten und Pressure Groups die politischen Prozesse und demokratischen Institutionen. Das lasse sich in den Feldern Politik, Wissenschaft und Medien auf vielfältige Weise zeigen. Das Ergebnis sei immer das Gleiche: Über allem stehe die Macht der Wirtschaftseliten. (Postdemokratie, Frankfurt, 2008)” [zitiert aus dem ICAE-Programm zur Tagung]
Wie aus dem Titel bereits hervorgeht, hatte es sich die Tagung des ICAE zum Ziel gesetzt, den Befund einer „Postdemokratie” nach Crouch bzw. der „Degeneration der Demokratie” nach Judt kritisch zu hinterfragen.
Ingolfur Blühdorn,Universitätsprofessor für Politik und politische Soziologie an der „University of Bath”, kritisierte beispielsweise in seinem Vortrag Crouch’s Konzept der „Postdemokratie” als analytisch (zu) „schwach” und unternahm den Versuch, diesem einen soziologisch „starken” Begriff von „Postdemokratie”entgegenzusetzen.
Im Interview mit Herrn Blühdorn ist nun zu hören, was er sich von jenem „starken” Begriff der „Postdemokratie” verspricht, warum er „flüchtige Identitäten” als eine wesentliche Ursache der Misere ansieht, und schließlich, was die „Grüne Partei” (in Deutschland) in einer derart analysierten Gegenwart für eine Rolle spielt.