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Wege kritischer Wissensproduktion in der zeitgenössischen Kunst Diskussion zwischen Alfredo CRAMEROTTI und Andrei SICLODI anlässlich des Erscheinens des gleichnamigen Buches

Im Mittelpunkt der Sendung im Dezember 2011 steht eine Diskussion zwischen dem Kurator und Autor Alfredo CRAMEROTTI und Andrei SICLODI, dem Herausgeber des Buches Private Investigations – Paths of Critical Knowledge Production in Contemporary Art, die Anfang November 2011 anlässlich der Präsentation der genannten Publikation im Künstlerhaus Büchsenhausen stattfand.

Seit einiger Zeit steht ein Aspekt zeitgenössischer Kunst hoch im Kurs theoretischer Erörterungen: die Kunst als Feld und Medium spezifischer Wissensproduktion. Vor allem im Zusammenhang mit der disziplinären Praxis, die der akademische Betrieb als ’künstlerische Forschung‘ bezeichnet, wird immer wieder – und vor allem von dieser Seite – gebetsmühlenartig auf die unablässige Notwendigkeit einer stabilen Verankerung der künstlerischen Wissensproduktion hingewiesen, die mit einer gesellschaftskritischen (Selbst-)Reflexion der Kunst und ihrer ProduzentInnen einhergehen muss. In der globalisierten Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts, so der Grundtenor, müsse die Kunst sich rechtzeitig positionieren, um die eigene gesellschaftliche Relevanz zu behaupten und auf längerer Sicht zu sichern. Die akademische Normierung einer künstlerischen Kritikalität wird mit diesen Argumenten nationalstaatlich gefördert und bildungspolitisch „pragmatisiert”. Doch kann eine solche von oben geförderte und durch akademische Curricula normierte Kritikalität jenseits eines selbtreferenziellen Rahmens tatsächlich wirksam sein? Zementiert sie nicht eher, entgegen allem gut Gemeinten, bestehende Hegemonien und (Distributions-)Ökonomien des Wissens? Und welche Alternativen könnten einem immer dominanter werdenden Theorie- und Praxisdiskurs ’künstlerischer Forschung‘ entgegen gesetzt werden?

Private Investigations versammelt Text- und Bildbeiträge von ehemaligen Büchsenhausen-Fellows, die sich mit der eigenen Recherche-basierten Praxis beschäftigen bzw. diese in eigens für dieses Buch entwickelten Beiträgen diskutieren. Das Buch beschäftigt sich kritisch mit dem zur Zeit inflationär verwendeten Begriff der ’künstlerischen Forschung‘. Es beabsichtigt jedoch nicht primär eine Theorie wider diesen hegemonialen Begriff zu formulieren. Vielmehr kommen darin die Practicioners selbst zu Wort (und Bild) – die AkteurInnen also, die auf Grund ihrer jeweiligen Praxis schnell als ’künstlerische ForscherInnen‘ schubladisiert werden. Eine wesentliche Gemeinsamkeit der vorgestellten KünstlerInnen und KulturproduzentInnen ist, dass ihre Recherche-basierte Praxis auf Grund der jeweiligen Spezifik einer solchen Kategorisierung zu widerstehen vermag. Dies sind private investigations, Praktiken, die eine Unterwanderung hegemonialer Wissensdiskurse, wie sie gegenwärtig nicht zuletzt auch im Kunstkontext selbst zu beobachten sind, versuchen und gleichzeitig eigene Wege der Aneignung und Verarbeitung von Wissen vorschlagen.

Andrei Siclodi (Ed.)
Private Investigations – Paths of Critical Knowledge Production in Contemporary Art
Büchs’n’Books — Art and Knowledge Production in Context, Volume 3
Mit Beiträgen von Alfredo Cramerotti, Judith Fischer, Geoffrey Garrison, Alison Gerber, Ana Hoffner, Brigitta Kuster, Ralo Mayer, Andrei Siclodi und Alexander Vaindorf;
Konversationen zwischen Laura Horelli und Geoffrey Garrison, Andrei Siclodi und Ralo Mayer, Nina Möntmann und Alexander Vaindorf.
1. Auflage, 2011
In Englischer Sprache, 144 Seiten
ISBN 978-3-9502583-1-8

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