Michaela Engelmaier arbeitet beim Frauenservice Graz. Sie macht die Projektleitung bei SXA-Info und Streetwork, einem Projekt, das Sexarbeiter:innen berät und unterstützt. Außerdem ist sie Soziologin und macht Sozialberatung und Workhops zu Gewaltprävention.
Im Interview mit Valerie Quade spricht sie über die Missstände, die sich während der Pandemie verschärft haben. Gemeinsam mit weiteren Organisationen schließt sich SXA in der Allianz für Sexarbeiter:innen zusammen.
Von Seiten vieler Behörden, von gesellschaftspolitischen Akteur*innen und diversen Gruppierungen werden Sexarbeiter:innen als von Gewalt und Ausbeutung betroffene Opfer, kriminelle oder amoralische Personen sowie als Überträger*innen von Krankheiten gesehen. Migrantische Sexarbeiter*innen werden häufig mit Betroffenen von Menschenhandel gleichgestellt.
„Diese Fremdzuschreibungen führen zu Stigmatisierung, Diskriminierung, sozialer Ausgrenzung und Abwertung. Außerdem wird den Sexarbeitenden durch diese Zuschreibung einer generalisierenden passiven Opfer-Rolle jede Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit aberkannt.“ sagt Engelmaier. Vielmehr brauche es eine einheitliche Gesetzgebung in Österreich und eine Abschaffung der Zwangsuntersuchungen.
Durch die andauernde Covid-19-Pandemie hat sich die prekäre Situation von Sexarbeiter*innen in Österreich noch verschärft. „Diese Pandemie war und ist von Berufsverboten und Diskriminierung gekennzeichnet. Die ständige Diskriminierung von Sexarbeiter*innen gegenüber anderen Berufsgruppen ist Ausdruck gesellschaftlicher Moralvorstellungen und darf die Legislative nicht beeinflussen.“
Bild: Frauenservice Graz