Internationaler Frauentag 2022
Zum 5. Mal vergibt die Frauen*redaktion X_XY (Un)gelöst und (Un)erhört! Das feministische Magazin mit queerem Biss
den Würdigungspreis der „A P P L A U S I A“ an herausragende Frauenpersönlichkeiten, die im Jahr 2021 On Air waren !
In der Kategorie Frauen: Politik / INTERNATIONAL ergeht die APPLAUSIA an: in memoriam Ruth Klüger: “Wiens Wunde, die ich bin, und meine Wunde, die Wien ist, sind unheilbar” (*1931 in Wien, †2020 in den USA).
Eine Ehrerweisung und Erinnerung an diese streitbare und mutige Wissenschaftlerin, Literatin, Feministin und Frau.
……………………
Infos zur Radiosendung:
Susanne Ruth Klüger wurde am 30. Oktober 1931 in Wien geboren.
Nach dem Krieg lebte sie mit ihrer Mutter im bayrischen Straubing, wo sie auch das Abitur machen konnte. Dann begann sie ein Germanistik-Studium in Regensburg.
Ruth Klüger emigrierte 1947 mit ihrer Mutter in die USA, studierte in New York und Berkeley Bibliothekswissenschaften und Germanistik, nachdem sie ein Studium der Anglistik und Amerikanistik abgeschlossen hatte. Sie wurde Expertin für mittelalterliche Literatur, Hochschullehrerin und Literaturkritikerin. 1953 heiratete sie den Historiker Werner Angress; sie bekamen zwei Söhne.
Von 1962 bis 1994 war sie als Universitätslehrerin an verschiedenen US-Universitäten tätig, von 1980 bis 1986 war sie Professorin an der Princeton University, danach Professorin für Germanistik an der University of California in Irvine, wo sie mittlerweile emeritierte. Von 1988 bis 1990 war sie Leiterin des kalifornischen Studienzentrums in Göttingen (Deutschland), wo sie seit 1988 auch Gastprofessorin an der Georg-August-Universität Göttingen ist. Im Sommersemester 2003 war sie Käthe-Leichter-Gastprofessorin am Institut für Germanistik der Universität Wien, 2005 Dozentin im Rahmen der Tübinger Poetik-Dozentur.
Ruth Klüger – sie publizierte bis in die 1980er Jahre unter „Ruth K. Angress“ – zeichnet sich als vielseitige Literaturwissenschafterin aus: die Bandbreite ihrer Arbeiten reicht vom Barock bis zur Gegenwartsliteratur, von Lessing über Kleist bis Heine, von Kästner zu Thomas Mann. Sie befasste sich u.a. mit den Zusammenhängen von Dichtung und Geschichte, der literarischen Darstellung des Holocaust, dem Bild der Jüd:innen in der Literatur und nicht zuletzt mit der Literatur von und über Frauen.
Mitte der 1970er Jahre wandte sich Ruth Klüger verstärkt feministischen Themen zu, von 1976 bis 1979 war sie aktives Mitglied der ‚Modern Language Association Commission on the Status of Women in the Profession‘ und gab von 1977 bis 1984 die Fachzeitschrift „German Quarterly“ heraus.
Ruth Klüger starb am 6. Oktober 2020 in ihrer Wahlheimat Irvine/Kalifornien im 88. Lebensjahr.
Sendungsgestaltung: Michaela Schoissengeier 2021
Musik: Nina Kotova