Wie Bilder unsere Wahrnehmung beeinflussen und über die Verantwortung von Journalist*innen spricht Medienexperin Natascha Zeitel-Bank im Interview. Und: Stimmen aus der russischen und ukrainischen Community.
Bilder emotionalisieren. Sie bleiben oft länger in unseren Erinnerungen verhaftet. In der Kriegsberichterstattung stellt sich die Frage wie Bilder eingesetzt werden, wie im Qualitätsjournalismus die Auswahl erfolgt, was dargestellt werden soll und was nicht. Bilder zeigen einerseits die Situation vor Ort, auch von Gebieten, zu denen Journalist*innen keinen Zugang mehr haben. Sie können zur Dokumentation und zur Aufklärung von Kriegsverbrechen beitragen. Neben den klassischen Qualitätsmedien sind Kanäle wie Instagram, TikTok oder Telegram wichtige Informationsquellen für die Menschen geworden. Doch die Menge an Videos und Fotos in den Sozialen Medien macht es schwer einen Überblick zu erhalten, die Quellen nachzuvollziehen und zu erkennen, welche Informationen womöglich falsch sind.
Im Interview mit spricht Medienexpertin Natascha Zeitel-Bank über die Funktionen von Bildern in der medialen Berichterstattung und die Verantwortung, die mit deren Auswahl einhergeht. Außerdem betont sie:
« Social Media kann nicht mehr getrennt von der Berichterstattung in den klassischen Medien gesehen werden, gerade im Hinblick auf die Meinungsbildung. »
Zwischen den Stühlen
Anna und Julia sind Freundinnen und leben seit vielen Jahren in Österreich. Im Gespräch mit Marina Wetzlmaier möchten sie anonym bleiben. Julia kommt aus der Ostukraine, ihre Familie lebt in der Nähe von Donezk – ein der beiden selbsternannten “Volksrepubliken”, wo seit 2014 schon Krieg zwischen pro-russischen “Separatisten” und der ukrainischen Armee herrscht. Am 21. Februar hat Russlands Präsident Wladimir Putin Donezk und Luhansk als “Volksrepubliken” anerkannt, drei Tage vor dem Angriff auf die Ukraine.
Anna kommt aus Russland, ihre Familie lebt auf der anderen Seite der Grenze zur Ostukraine. Mit Beginn des Konflikts 2014 flohen viele Menschen aus der Region auch dorthin. Anna hat sich damals noch nicht viel mit Politik beschäftigt und konzentrierte sich auf ihr Leben in Österreich. Mit dem 24. Februar 2022 hat sich das geändert. Einige von Annas Familienmitgliedern leben auch in der Ukraine. Am Morgen des Angriffs erhielt sie eine Nachricht von ihnen und konnte zunächst nicht glauben, dass tatsächlich Bomben fallen.
“Ich muss alles neu überdenken”, sagt sie über ihre nun kritische Auseinandersetzung mit der Situation.
Mit ihrer Familie in Russland spricht sie nicht über Politik. Zu unterschiedlich die Positionen. In diesem Zusammenhang spricht Anna über die Macht und den Einfluss russischer Medien. Die beiden Frauen geben auch Einblicke darin, wie der Krieg das Verhältnis in den russisch-sprachigen Communities in Linz beeinflusst hat.
Gespräch in voller Länge hören
Sendungsgestaltung: Marina Wetzlmaier