Von „Ich würde dir gerne ein Buch schenken!“ – „Nein danke, ich hab schon eins!“ bis „Stilvolle Buchattrappen in gewünschter Länge!“ – so weit die etwas platten Gedanken zu Büchern und Lesen hierzulande.
Und nun zur anderen Seite: dem Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch 2021, vergeben an Eva Menasse am 1. Juni 2022:
Bruno Kreisky betonte stets, durch das Lesen von Büchern „geformt worden zu sein“. Dieser Inspiration folgend wird seit 1993 der Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch verliehen. Jährlich wird damit vom Karl-Renner-Institut in Zusammenarbeit mit dem SPÖ-Parlamentsklub und der sozialdemokratischen Bildungsorganisation politische Literatur ausgezeichnet, die für Freiheit, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz einsteht. Es wurden Preise in fünf Kategorien vergeben. Den Hauptpreis für das Politische Buch des Jahres 2021 erhält Eva Menasse für „Dunkelblum“ (Kiepenheuer & Witsch, 2021).
Zum Hauptpreis: Gelungene historische Romane können große Stränge der Geschichte verdichten und das Zusammenwirken von gesellschaftlichen Strukturen und individuellem menschlichem Handeln besonders spür- und verstehbar machen. Wenn dies dann auch noch in herausragender literarischer Qualität wie bei Eva Menasse gelingt, dann soll man von einem Meisterwerk sprechen. In „Dunkelblum“ erzählt sie die Geschichte des Massakers von Rechnitz vor allem an Hand des Verschweigens, Vergessens und Verdrängens der Menschen des fiktiven Ortes Dunkelblum. Es gelingt ihr, die Zustände des alltäglich-banalen menschlichen Zusammenlebens zu beschreiben, in denen eben auch haarsträubende Gräuel passieren können. Ihre Beschreibung der Umstände und der ganz „normalen“ Menschen ist präzise und erfolgt mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und Bitterkeit. Menasse schafft es sprachlich jedoch, in den sich auftuenden Abgründen ebenso Raum für den Witz satirischer Überzeichnung und empathische Menschliebe zu finden.
Hier die Dankesrede von Eva Menasse im Bruno Kreisky Forum in Wien