Das etwas andere Spoken Word Projekt “Kinskis Villon” der Berliner Band “Seid was ihr wollt”. Eine erstaunliche Musik-Neu-Inszenierung der bekannten Villon-Interpretationen von Klaus Kinski, die weit über das gewohnte Genre “Lyrik mit Musik” hinaus geht. Punktgenau rhythmisch synchrone Arrangements, die an den Stil moderner Mash-Ups erinnern, verwoben mit Klangschalen und Ambient-Sounds, getragen von treibendem Bass und Schlagzeug, der Dynamik des Vortrags entsprechend mit E-Gitarre, Posaune, Keyboard, Cello und mehr zum Gesamteindruck einer kraftvollen Liveperformance verdichtet, zeitgemäß und zeitlos!
Wir haben ja erst kürzlich der Inspiration des Künstlers und Radikal-Individualisten Kinski in einer eigenen Sendung nach gespürt. (Klaus Kinski Reloaded) Zum anderen erforschen Chriss und ich in unseren monatlich stattfindenden Perlentaucher-Nachtfahrten immer wieder die Möglichkeitsformen der mit Klangwelten interagierenden Spoken-Word-Darbietung. “Wie kann man auf interessante Weise und kreativ neuartig Textdarbietungen mit Musik und Sounds verschmelzen, um ihre Intensität zu steigern?” Und da haben wir bereits einiges Anregendes ausgegraben, zum Beispiel von Patti Smith, Joolz, Heather Nova, Ernst Jandl, Uzzi Förster und anderen, haben damit herum gespielt, gedacht, gebrütet.
Kinskis Villon von Seid was ihr wollt ist in diesem Kontext ein Meilenstein. Eine gelungene Umsetzung von Lyrikvortrag und Bandauftritt in einer beeindruckenden Ausgewogenheit, bei dem beide Teile für sich noch an Deutlichkeit gewinnen. Das merkt man an Klaus Kinskis Stimme. Wer ihn nicht live erleben konnte und seine “Lesungen” nur vom Tonträger kennt, wird erstaunt sein über die jugendliche Frische und Wildheit, mit der er einem hier ins Gesicht fährt. Das wirkt noch um einiges eindrucksvoller als auf so manchem Videomittschnitt. Chapeau, Freunde! Eine geniale Interpretation, die zudem noch als Online-Album gratis zum Download steht. Und die in all ihrer Ausgereiftheit sehr viel Raum für eigene Ideen und Inspirationen bietet…
Besuchet uns auch immer wieder mal in der abgründig heimeligen Welt des Artarium Blog!