Irgendwann, Irgendwo hab ich die Bezeichnung Weißer Wal (nach Moby Dick) als Synonym für außergewöhnliche Persönlichkeiten gelesen. Das gefällt mir sehr gut, denn früher einmal müssen es viele junge gewesen sein, die auf dem Weg zu mehr Stärke, mehr Individualität, mehr „Legende“ zunehmend ausgelichtet worden sind. Und irgendwann ziehen dann nur mehr wenige zwar hoch ge- und berühmte, aber auch zunehmend vereinsamte ihre weiten Runden durch die Tiefen und Untiefen des Daseins, bis auch sie wieder in den profanen Kreislauf des biologischen Abbaus eintreten, um vielleicht nur als Dünger, vielleicht aber auch als zeitlose Legende weiter zu existieren.
Am letzten Samstag ist einer der nur mehr ganz seltenen Exemplare dieser Spezies zu diesen anderen Ufern aufgebrochen.
Wayne Shorter ist ein halbes Jahr vor der Vollendung seines neunzigsten Lebensjahres verstorben. Der praktizierende Buddhist Wayne würde das zwar sicherlich anders formulieren, aber es kommt auf das Gleiche heraus: Wayne Shorter wird kein neues Album mehr einspielen.
Der faszinierende Saxophonist und große Komponist ist in der Breite wohl am bekanntesten für seine Kooperationen. Davon sei vor allem die Ära mit Art Blakey`s Jazz Messengers, dann die Jahre mit Miles Davis, und dann die Jazz-Rock-Zeit — vor Allem mit der von ihm und Joe Zawinul gegründeten Formation „Weather Report“ erwähnt. Daneben viele Aufnahmen unter eigenem Namen und Sidesmantätigkeiten nicht nur im Jazz sondern höchst uneitel auch mit z.B. Norah Jones, den Rolling Stones, Steely Dan und vielen anderen mehr – vor Allem aber mit Joni Mitchell.
Ihm ist am Donnerstag nicht nur meine Sendung gewidmet – auch Gilbert Waldner im nachfolgendem Jazztrain wird ihm die halbe Sendezeit widmen…
Ich habe Aufnahmen von den frühen Sechzigern bis zu seiner letzten Studioplatte ( 1/3- tel davon zumindestens) aus 2018 mit im Studio, um einen Eindruck seiner Vielseitigkeit zu vermitteln.