Das Portal in der seeseitigen Ostfassade der höheren technischen Bundeslehranstalt ist eine hochwertige Steinbildhauerarbeit. Das Portal ist insofern interessant, da es einerseits noch in die Vergangenheit, in den Historismus weist, aber in manchen Details ist bereits der Jugendstil zu spüren. Das wuchtige Gewände aus rotem Buntkalkstein ist stark profiliert und wird von einem ebenfalls profilierten Segmentbogen überspannt.. Das Portal ist über den Türsturz hinaus noch erhöht. Das heißt, der Bogen setzt erst etwa 30 Zentimeter oberhalb des Türsturzes an, so dass auch das Tympanon-Relief nicht von einem Halbkreis begrenzt ist, sondern sich in seinem unteren Bereich aus einer Rechtecksform entwickelt. Das Relief selbst ruht auf 2 Kragsteinen, welche in die Portalöffnung ragen und ein interessantes Gestaltungselement bilden, weil diese breiten Kragsteine auch nach außen das Gewände in der Fassade verankern. Das Tympanon-Relief, das aus weißem Marmor gehauen ist, zeigt im Vordergrund als Hauptfiguren 2 Knaben und einen jungen Mann. Die räumliche Erhebung des Reliefs flacht von einer nahezu vollplastischen Darstellung des Vordergrunds zu einer sehr flachen Reliefdarstellung im Hintergrund ab. Durch diesen optischen Trick gelingt es, zusätzliche räumliche Tiefe zu erzielen. Die Hand des Knaben am linken Rand ragt sogar über den Rand des Reliefs hinaus. Die Figuren werfen starke Schatten, wirken dadurch plastischer und dunkler, während die Relief Darstellung des Hintergrunds kaum Schatten wirft, dadurch heller erscheint und so den Effekt der sogenannten Luftperspektive auslöst. Die beiden Knaben an der linken Seite des Reliefs sind handwerklich als Drechsler bzw. Tischler tätig. Der junge Mann auf der rechten Seite des Reliefs hält in seiner linken Hand einen Meißel und über seiner rechten Schulter ist ein Hammerkopf zu erkennen. Der Meißel führt in ein Flachrelief im Hintergrund, einer sitzenden Frauengestalt in antiker Kleidung, in deren Kopfschmuck Halbedelsteine eingesetzt sind, was als Hinweis auf den Jugendstil gelten kann. In ihrer ausgestreckten linken Hand hält sie eine kleine Figur der Pallas Athene, nicht nur die antike Göttin der Klugheit, sondern auch die Göttin des Handwerks. Im rechten Randbereich des Reliefhintergrunds ist ein gotischer Flügel Altar dargestellt. Die Flügel sind geöffnet und so ist eine Kreuzigungsdarstellung im Schrein gezeigt. Damit rundet sich das ikonografische Konzept, einer religiösen Überhöhung des Handwerks und der handwerklichen Ausbildung, ab.
Diese Arbeit stammt von Professor Johann Wildburger (1872-1939), der von 1903 bis 1919 Lehrer an der Hallstätter Schule war, die damals noch «k.u.k. Fachschule für Holz- und Marmorindustrie» hieß.