A — Z: 114 Jazz vom Feinsten mit Betty Carter

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Jazz von A — Z
  • 20120805_AbisZ_114_Betty Carter
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Betty Carter singt, Betty Carter swingt. Mit Titeln, wie First Lady, die Göttliche, oder anderen wurde sie nie versehen. Das hätte auch ihrer Art zu arbeiten nie entsprochen. Das musikalische Handwerk stand bei ihr stets im Vordergrund, geprägt von lebenslanger Arbeit, Kompromisslosigkeit und Unbeugsamkeit. Dass sie erst so etwa mit 40 bekannt und richtig berühmt wurde, kann man sich heute kaum noch vorstellen, denn für viele, nicht nur Jazzfans, sondern auch Scharen junger Jazzsängerinnen wurde sie zum Inbegriff des Jazzgesangs. Betty Carter lebte von 1930 bis 1998. Sie war eine US-amerikanische Jazz-Sängerin. Mit ihrem rauchig intimen Timbre galt sie als die „Stimme des Bebop“.

Carter, die Tochter eines Chorleiters, kam mit ihrer Familie schon als Kind nach Detroit, wo sie am Conservatory of Music Klavier und Gesang studierte. In den 1940er Jahren trat sie zunächst unter dem Pseudonym Lorraine Carter auf. Von 1948 bis 1951 tourte sie mit der Band von Lionel Hampton, der ihr den Spitznamen Betty Bebop gab. Ab 1951 trat sie in New York, Philadelphia und Washington D. C. mit Musikern wie Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Miles Davis, Muddy Waters, T-Bone Walker und Thelonious Monk auf, inzwischen unter dem Namen Betty Carter.

Bereits ab 1953 nahm sie unter eigenem Namen auf. Zwischen 1960 und 1963 tourte sie mehrmals mit Ray Charles, mit dem sie 1960 ein Balladen-Album einspielte; berühmt wurde das dort enthaltene Duett Baby It’s Cold Outside. Bedingt durch die Erziehung ihrer Kinder trat sie in den folgenden Jahren kürzer. Mit Sonny Rollins trat sie 1963 in Japan und 1964 in England auf. Größere Beachtung fand das 1964 eingespielte Album Inside Betty Carter mit Harold Mabern als Partner.

Einen Titel hat sie schon erhalten, und zwar bereits als Teenager am Konservatorium. Lionel Hampton nahm sie mit seiner Bigband ab 1948 drei Jahre lang auf Tournee und ernannte Sie, da sind wir beim Titel, Bety Bebop, wegen ihres verwegenen Stils, der so vorzüglich zur damaligen wilden Musik der Hampton-Bigband passte. Und der Bebop war ihre Musik. Das war der Stil, der ihr die Möglichkeit bot, die Lieder in ihre Einzelteile zu zerlegen, mit neuen Passagen anzureichern und im eigenen swingenden Gewand zu präsentieren. Das war Betty Carter, die nach Auftritten in Nachtclubs nach 1969 mit eigenem Trio die Jazzclubs eroberte.

1970 gründete sie das Platten-Label Bet-Car Records, bei dem in der Folgezeit ein Großteil ihrer Alben erschien. 1976 feierte sie triumphale Erfolgen bei den Berliner Jazztagen und dem Belgrader Festival. In den nächsten Jahren unternahm sie weitere Konzertreisen durch Europa und trat in der Carnegie Hall und mehrmals beim Newport Jazz Festival auf. 1979 gehörte Betty Carter zu den Stars des Women In Jazz-Festivals in Rom; ihr im gleichen Jahr eingespieltes Album 1979 The Audience With Betty Carter wurde 1981 für einen Grammy nominiert.

Billy Holiday war ihr großes Vorbild Sarah Vaughan hatte großen Einfluss auf sie aus. Doch jeder Standard, den sie sang, klang wie ein spontan neu komponierter Titel. Die Spontaneität. Oft ein Problem für ihre Musiker, die nie wussten, was passieren würde, als Begleiter höllisch aufpassen mussten, um sich nicht zu blamieren. Aber so mancher großer Instumentalsolist hat die harte Betta Carter Schule mit Bravour bestande und rühmt sich ihrer heute noch. Die Magie der Betty Carter entfaltete sich am Besten vor Publikum, sie war dazu geboren zu kommunizieren.

Neben ihrer eigenen musikalischen Karriere erwarb sich Carter einen Ruf als „Patentante des Jazz“; zu den von ihr entdeckten oder geförderten Talenten gehören. 1993 eröffnete sie die Veranstaltungsreihe Jazz Ahead, bei der sie eine Woche lang mit zwanzig jungen Jazzmusikern arbeitete. „Ich will, dass meine Musik interessant für die Musiker ist, zu viele Leute fallen auf das klassische Bebop-Idiom zurück. Ich entwickle mich mit jungen Musikern weiter.“ 1987 trat sie gemeinsam mit Carmen McRae auf, die sie als „die einzige Jazzsängerin, die einzig wirklich improvisierende“ kennzeichnete.

1997 verlieh ihr US-Präsident Bill Clinton die National Medal of Arts. Auf dem Höhepunkt ihres Ruhms erlag sie einem Krebsleiden.

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