In der Kunst- und Wunderkammer auf Schloss Ambras befindet sich ein ganz besonders närrisches Stück: Der Ambraser Narrenteller. Auf ihm zeigt sich die Narrenidee des 16. Jahrhunderts in dichter Fülle und Dramatik: Wie die Narrheit in die Welt kommt (z.B. aus Narren-Eiern), was sie mit dieser anstellt (allerlei Törichtes) und wie man sie wieder aus der Welt schafft. Doch es helfen weder Kopfoperationen oder Aushobeln noch Waschen oder Fesseln — die Narrheit ist unsterblich.
Bis vor kurzem hat niemand gewusst, was dieser Teller bedeuten soll. Heute kennen wir dank des Augsburger Volkskundlers Werner Mezger seine Geheimnisse. Im KulturTon erzählen Veronika Sandbichler (Direktorin Schloss Ambras Innsbruck) und Thomas Kuster (Kurator) die spannende Geschichte, angereichert mit einer ordentlichen Portion Humor, einem Schuss Ekel und einer feinen Prise Romantik.
In der Sonderpräsentation „Ein Teller voller Narren“ wird das einzigartige Stück auf Schloss Ambras Innsbruck im Original und anhand eines Kurzfilms — „Unvernunft wird niemals sterben“ — sowie einer digitalen und interaktiven Präsentation von 30.03. bis 31.10.2023 erstmals in Szene gesetzt.
Infos: https://www.schlossambras-innsbruck.at/ausstellungen/ein-teller-voller-narren
Redaktion: Hemma Übelhör
Musikliste:
Je cherche après Titine – Charlie Chaplin (Modern Times – OST)
Prisencolinensinainciusol – Adriano Celentano
Pure Vernunft – Tocotronic
Marionas por la B — Laberintos Ingeniosos, Gaspar Sanz
Quellen und Literaturtipps:
Mezger, Werner: Unvernunft wird niemals sterben. Der Ambraser Narrenteller von 1528 [Film], 2022. Online unter https://virtuelles-fastnachtsmuseum.de/themenbereiche/der-ambraser-narrenteller/
Mezger, Werner: Der Ambraser Narrenteller von 1528. Ein Beitrag zur Ikonographie der spätmittelalterlichen Narrenidee, in: Zeitschrift für Volkskunde 2/1979, 161 – 180
Närrische Gesellschaften und ihre Quasi-Reiche in der urbanen Fastnacht des 15. und 16. Jahrhunderts, in: Das Königreich der Narren. Fasching im Mittelalter, hg. v. Johannes Grabmayer (= Schriftenreihe der Akademie Friesach, Neue Folge 1, Friesach / Klagenfurt 2009, 145 – 212