Krisenhilfe Oberösterreich rettet tagtäglich Leben
«Sich überfordert zu fühlen, ist ein normales Gefühl und gehört zum Alltag. Augenblicke, in denen man denkt: ‘Ich kann nicht mehr!’, erleben unzählige Menschen. Das Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren kann jedoch auch dazu führen, dass die Verzweiflung und der Leidensdruck ein unerträgliches Ausmaß annehmen.» – Martin Schmid, Mitarbeiter der Krisenhilfe OÖ
Den 10. September als Welttag der Suizidprävention, nahm die Krisenhilfe OÖ zum Anlass, im Rahmen einer Pressekonferenz auf ihre Angebote aufmerksam zu machen. Im Mittelpunkt stand insbesondere deren mobilen Einsätze, welche es ermöglichen nach belastenden Ereignissen wie etwa Unfällen, Gewalt- bzw. Tötungsdelikten, Suiziden oder Suizidversuchen zeitnah vor Ort psychosoziale Soforthilfe zu leisten. Als Trägerverbund aus pro mente OÖ, EXIT-Sozial, Rotes Kreuz, Telefonseelsorge OÖ und Notfallseelsorge und mit seiner umfassenden und flächendeckenden Krisenversorgung in ganz Oberösterreich ist die Krisenhilfe in Österreich einzigartig.
Weiterführender Link: https://www.krisenhilfeooe.at/
Einsamkeit kann krank machen
Die Telefonseelsorge hat gemeinsam mit Expert*innen am 6. September eine Pressekonferenz veranstaltet, die „Einsamkeit“ als Thema hatte. Einsamkeit kennt prinzipiell kein Alter, aber gerade ältere Menschen sind gefährdet. Christian Jagsch, Leiter der Abteilung für Alterspsychiatrie und Alterspsychotherapie am Landeskrankenhaus Graz, sagte, dass jede dritte ältere Person von Einsamkeit betroffen sei. Diesen könne mit mehr soziale Eingliederung oder auch psychotherapeutischen Maßnahmen geholfen werden. Es gebe aber auch eine positive Art von Einsamkeit, sagt Jagsch. Wenn man sich zurückzieht um an einem Projekt zu arbeiten oder kreativ tätig zu werden.
Barbara Lanzerstorfer-Holzner, Referentin der Telefonseelsorge Oberösterreich, sagt, dass Einsamkeit oft ein Tabuthema ist. Menschen fühlen sich ausgeschlossen und schämen sich dafür, dass keinen Anschluss oder Freund*innen finden. Sie ziehen sich immer mehr zurück und haben noch weniger Kontakt zu anderen. Diese Einsamkeit kann psychisch krank machen oder bestehende Krankheiten wie eine Depression oder Angststörungen noch verstärken. Wenn der Leidensdruck zu hoch wird, ist darüber reden ein wichtiger erster Schritt. Lanzerstorfer-Holzner sagt, dass gerade ein niederschwelliges und anonymes Beratungsangebot wie die Telefonseelsorge eine gute Anlaufstelle ist. Dort wird professionell zugehört und nicht über die Gefühle der Anrufenden negativ geurteilt. Vielen Menschen fällt es leichter, mit Fremden über die eigenen Probleme zu reden, als mit Freund*innen und Familie. Hier ist die Scham ein Hemmfaktor.
Sie gibt auch Tipps, was man tun kann, wenn man anfängt, Einsamkeit als Belastung zu empfinden:
– Darüber sprechen
– Fokus auf Kontakte im echten Leben, statt auf Social Media legen
– Täglich aufschreiben, wofür man dankbar ist, oder was gut gelungen ist
– Hobbys nachgehen, die gut tun und diese fix in den Tagesablauf einplanen
– Tages- und Wochenpläne erstellen, damit der Alltag strukturiert wird
– Zeit in der Natur verbringen
– Sich ehrenamtlich engagieren
Falls Angehöre bemerken, dass sich eine Person immer mehr zurückzieht und es ihr schlechter geht, gibt Lanzerstorfer-Holzner auch Rat, was in diesem Fall getan werden könnte. Man solle der Person Halt geben, sich für deren Gefühle und Probleme interessieren und aktiv zuhören. Laut ihr wäre es auch ein Mythos, dass, wenn man über Suizidgedanken spreche, Menschen eher Suizid begehen würden. Es sei für die Menschen eine emotionale Entlastung, offen darüber sprechen zu können, so Lanzerstorfer-Holzner. Aber auch die Angehören selbst, sollten sich Hilfe suchen, wenn die Belastung zu hoch werden würde.
Hier finden Sie Hilfe in Krisensituationen:
Telefonseelsorge – 142 kostenlos und anonym
BEZIEHUNGLEBEN Familienberatung – 0732/77 36 76 oder www.beziehungleben.at
Moderation: Linus Ywain Brandstätter und Aylin Yilmaz
CC Musik:
Love swash – Torley on Piano