Auszug aus meiner 186. Sendung Contrast …

Mit jeder Platte hat Sharon Van Etten das schwierige Kunststück geschafft, ihren Sound zu erweitern, ohne seine Anziehungskraft zu unterdrücken: Nach dem flüssigen „Are We There“ aus dem Jahr 2014 setzte ihr Album „Remind Me Tomorrow“ aus dem Jahr 2019 auf Verzerrung und verdammte Atmosphäre. „We’ve Been Going About This All Wrong“ aus dem Jahr 2022 ist ein tobendes Freudenfeuer, und obwohl sein Ausmaß monumental ist, verfügt es über eine aufschlussreiche Tiefenschärfe, wobei jeder dramatische Bogen fein detailliert ist. Die Spannung bricht erst beim dritten Lied „I’ll Try“ ab, wenn ein harter, scharfer Trommelwirbel einen statischen Schleim und ein Crescendo freisetzt, das mit ein wenig New-Wave-Glitzer funkelt; In der Zwischenzeit denkt sie aufrichtig und höhnisch über die Hilflosigkeit angesichts der Angst nach. Die Refrains des Albums sind heftige, ursprüngliche Bitten, obwohl Van Etten weiß, dass Not nie so einfach ist, und sie mit Versen umgibt, die in Distanz und Verwirrung stecken. „Du kommst zu mir nach Hause“, sehnt sie sich in der heute von mir vorgestellten Nummer „Home To Me“, einer Zukunftsbotschaft für ihren kleinen Sohn, die vorwegnimmt, dass er sich über ihre beruflichen Verpflichtungen ärgern wird, und die mit der Realität konfrontiert wird, wer wen mehr braucht.

Sodann sind noch weitere 7 Titel in Contrast 186 zu hören …