Strange Straight Special (Perlentaucher XXVI)

Подкаст
Nachtfahrt Perlentaucher
  • 2012.11.09_Perlentaucher XXVI - Strange Straight Special
    179:25
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“Hilfe, ich bin normal!” – Keine Angst, das kommt nur auf den Standpunkt an. Wenn wir den Exkursen unseres Experten Prof. Weiherer folgen, dann stellen wir schnell fest, dass alle Beteiligten (zwischen Songwriting und Stratosphärensprung) jeweils ihren Schlag abhaben, je nach dem Blickwinkel der Betrachtung. “Wie bitte? Was redt er?” Eine Sendung über die Relativität des “Normalen” (einer Vorstellung, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt) und ein Plädoyer für die individuelle “Verrücktheit”, welche letztendlich unser aller “State of Mind” darstellt. Und zwar atmosphärisch und assoziativ, denn die menschliche Wahrheit findet sich (wenn überhaupt) zwischen den Zeilen! Was unsere drei Reisenden verbindet, das ist ihr täglicher Umgang mit dem Außergewöhnlichen, dem Nichtdurchschnittlichen und mit der Überraschung an sich…

Christopher Schmall leistet seinen Zivildienst beim Verein Menschenrechte und hat es dort mit dem Recht von Menschen zu tun, sich in einer für uns fremden Muttersprache über die Hintergründe ihres Asylansuchens oder dessen behördliche Ablehnung auszutauschen. Eigentlich ganz normal, möchte man meinen. Oder etwa nicht?

“Das Ringen um Worte für Gefühlszustände, die bislang noch nicht ausdrückbar schienen, das ist Spracharbeit. Den Zuhörer daran teilnehmen zu lassen, wie Emotionen aufplatzen oder versickern, ihn anzustiften, heraus zu fordern, mit einzubeziehen, diese Unsagbarkeit des Betroffenmachenden auch selbst um den einen oder anderen Begriff zu vermindern – das ist lebendige Dichtung. Alles andere ist leider nur Literatur. Ist Herrschaftssprache. Und ein Geschäftsmodell. Ist alles zwangsfreiwillige Selbsteinordnung in die bestehenden Sprachverhältnisse. Amtssprache, Fachsprache, Schulsprache, Staatssprache… Das alles hat mit den Lebenswirklichkeiten von uns aufgrund unseres Andersseins Ausgegrenzten nicht das Geringste zu tun. Das ist Ablenkung und Behübschung, also Unterhaltung im Staatsdienst. Darum heißt es wohl auch Staatspreis. Und der “freie Markt” als die gegenwärtige herrschende Staatsreligion bildet da keine Ausnahme – im Gegenteil!”

Norbert K.Hund regt sich schon seit Jahrhunderten auf über die sexualnormative Strukturgewalt in unserer Gesellschaft. Gute Gesetze hin oder her, der heimliche Heterrorismus behindert seit je her die Entwicklung der eigenen Identität. Kein einziger junger Mensch mit anderssexuellen Interessen ist wirklich gleichberechtigt, diese ungestört zu erleben.

“Wenn du nur ein bisschen abweichst von der dich umgebenden Vorstellung von Nützlich und Normal – dann haben sie dich! Dann fallen sie über dich her, deine Nachbarskinder und Spielgefährten, deine Schul- “Freunde” und “Kameraden” ? Warum heißen die eigentlich so, wenn sie dich auslachen und bedrohen, dich unterdrücken und zur Anpassung zwingen? Sollten die nicht besser “Schulfeinde” heißen und “Spielgefährliche” und “Nachbarskiller”? Und woran solltest du dich denn anpassen? Wovor sollst du Angst haben? Davor, anders zu sein als die Allgemeinheit? Ihre blöde, hirn- und gefühllos hineingefressene Vorbildscheiße? Ihren Hass auf alle, die einen Gewissensgrund haben, sie selbst sein zu wollen, ja zu müssen, um eine eigene Identität zu entwickeln? Die sich noch nicht in eine vorgekaute Existenz als “Erwachsene” hinein verstopft haben? Die sich nicht ins Hirn ficken lassen wollen – nicht ins Herz scheißen, nicht ins Gefühl trampeln, nicht ins Denken umweltverschmutzen, verweltwirtschaften und zärtlichkeitszerstören…”

Jakob Weinhäupl ist ein begnadeter Musiker und nicht nur auf der Gitarre ein feiner Gefühlsmensch. Außerdem strahlt er ein dergestalt integratives Selbstverständnis aus, dass einem ganz schwindlig ums Herz wird. Nicht umsonst betreut er als Zivildiener schwerstbehinderte Kinder in der Anna-Bertha-Königsegg Schule.

Die Frau, nach der diese spezielle Schule benannt ist, setzte sich übrigens in der Zeit des Nationalsozialismus als Leiterin eines kirchlichen Behindertenheims im Land Salzburg außergewöhnlich mutig und sehr direkt gegen die “Euthanasie” genannte Ermordung ihrer Schützlinge ein und krachte schon seit 1940 heftig mit den Bonzen des Regimes zusammen. Anna Bertha Königsegg wurde mehrfach verhaftet, verurteilt und zuletzt unter Hausarrest gestellt, ihr Lebenswerk im Widerstand ist heute weitgehend vergessen. Gegen dieses Verblassen der Geschichte von Gewalt gegen wehrlose Menschen wollen daher auch unsere Hörstolpersteine als Gegenmittel wirken. Also aufgepasst!

“Das kindlich kreative Eigensein wird weltweit umgebracht. Genauso wie der Regenwald abgeholzt und die Ölreserven ausgeplündert werden. Genauso wie die Armen verhungert werden – und wie man uns das Artensterben, die Bankzinsen oder jedweden Reaktorunfall als eine Art unvorhersehbares Naturereignis verkaufen will. Deine Existenz als Mensch endet in dem Augenblick, in dem du beginnst, ihnen ihre Behauptung von Normalität und gottgegebener Ordnung zu glauben. Ihre einzige Ordnung besteht darin, dass du für ihren jeweiligen Vorteil nützlich bist. Und indem du anfängst, dich selbst nach ihren Werten zu bemessen, haben sie dich schon auf ihren Strich geschickt, musst du für sie anschaffen und dein Leben lang Leib und Seele für sie zu Markte tragen, ob du willst oder nicht. Deine spottenden und dich verächtlich machenden Klassenkollegen sind nichts anderes als ganz billige Kleinkriminelle in der großen Zuhälterei der Geldkirchenstaatsmafia. Wenn sie dich also wieder mal erniedrigen – dann glaub ihnen nicht!”

Alle Zitate wurden von Norbert K.Hund unterstellt. Passwort für den vollständigen Sendungsdownload auf Anfrage. Es wird gequatscht, gelacht, gelesen werden. Musik sowohl live & unplugged als auch von Konserve. Drei Interviewbeiträge zum Thema gibts vom Weiherer (unser Portrait) Den Rest vom Chaos/Kosmos müssts euch selbst sortieren: Radio für Selbstdenker! Wir sind ein geiles Institut :D

Auch gut zu lesen: -> Collage/Text/Artikel vom Chriss  (Eine Andeutung…)

Also streue ich dich in mein
Glas und trinke dich ausEinander
sehen und spüren wie man
niemals sein kann
und einsichtig auf Knien
über den Sand schaukeln
und spielen eine neue Melodie
aus Seidentönen und Muschelbangen
über Wellenwassergänge liegen

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