Bruno Schernhammer zeichnet in seinem Roman die Schicksale von osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen und ihren Kindern während der NS-Zeit nach.
Im April 1943 bringt die polnische Zwangsarbeiterin Maria in einer Baracke in Linz ein Kind zur Welt. Einen Jungen, den sie Antoni nennt. Acht Tage nach der Geburt wird er ihr weggenommen und in ein Kinderheim gebracht – die Nationalsozialisten nennen es „Fremdvölkisches Säuglingsheim Lindenhof, Spital am Pyhrn“. Maria kehrt zurück auf den Bauernhof in Pettenbach, auf dem sie schuften muss. Ihren Sohn Antoni wird sie nie wieder sehen.
Das Kind überlebt zwei Heime und wird nach dem Krieg nach Polen zurückgebracht, von Pflegeeltern adoptiert, er bekommt einen neuen Namen. Viele Jahre später erfährt er von der Geschichte seiner leiblichen Mutter und macht sich auf die Suche nach ihr. Marias Spuren verlieren sich jedoch in Vorchdorf, jenem Ort, in dem Bruno Schernhammer aufgewachsen ist. Als ihm der Historiker Martin Kranzl-Greinecker von diesem Schicksal erzählt, beschließt Schernhammer der Geschichte nachzugehen. Warum wird im Ort über die Zwangsarbeiterinnen geschwiegen? Gerade auf dem Land sei noch vieles im Verborgenen, sagt Schernhammer.
Kürzlich hat er seinen zweiten Roman veröffentlicht: „Am weißen Fluss. Die Kinder des Almtals“ (Wien: Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft, 2024)
Am 20. Juni hat er das Buch in Wels vorgestellt. Marina Wetzlmaier hat den Autor vor der Lesung zum Interview getroffen.