Wie groß ist die atomare Bedrohung in Österreich?
Durch den Super-GAU von Fukushima im März 2011 wurde vielen Menschen das Gefahrenpotenzial der Nukleartechnologie wieder bewusst. Seit der Katastrophe von Tschernobyl 1986, die auch auf Österreich drastische Auswirkungen hatte, sind mittlerweile mehr als 25 Jahre vergangen. Noch weiter zurück liegt die Ablehnung der Österreicher*innen, ein eigenes Kernkraftwerk (KKW) in Betrieb zu nehmen. Am 5. November 1978 sprachen sie sich bei einer Volksabstimmung mehrheitlich gegen die Inbetriebnahme des bereits fertiggestellten KKW Zwentendorf aus. Dennoch: Jenseits Österreichs Grenzen werden in einem Umkreis von nur 200 Kilometern 31 Kernreaktoren betrieben. Auch in erdbebengefährdeten Gebieten: Weniger als 100 Kilometer von der österreichischen Südgrenze entfernt liegt das slowenische KKW Krško. Der 1983 in Betrieb genommene Reaktor erregt seit vielen Jahren die Gemüter. Auch Temelin, Mochovce und viele andere KKW-Standorte werden von den meisten Österreicher*innen abgelehnt. In Europa ist die Kernenergie aber nach wie vor sehr prominent vertreten und wird im Rahmen der EURATOM-Verträge immer noch mit Steuergeld hoch subventioniert.
Der Sicherheits- und Risikowissenschaftler Wolfgang Kromp analysiert die aktuelle Lage und gibt einen Ausblick auf mögliche Zukunftsszenarien.
mit
Moderation: Daniel Erlacher (Elevate / AT)
Aufnahme vom 25.10.2012
Wolfgang Kromp ist Leiter des Instituts für Sicherheits- und Risikowissenschaften an der BOKU Wien. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Risikoforschung, Kern- und Atomenergie, Reaktorphysik, Umwelttechnologien und erneuerbare Energien. Forschungsaufenthalte führten ihn an das Max-Planck Institut Stuttgart und die Carnegie-Mellon University Pittsburg. Kromp ist Mitglied des Forums für Atomfragen sowie der Wissenschaftskommission beim österreichischen Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport. 1991 wurde ihm der Konrad-Lorenz-Preis verliehen.