Wirtschaftskrise, Entdemokratisierung, Zukunftsperspektiven
Frank Deppe analysiert den Zusammenhang von Kapitalismus und Krise sowie die Spezifik der gegenwärtigen „Großen Krise“ im Vergleich mit jenen der Vergangenheit. Die „Grenzen des Kapitals“, die in den Großen Krisen aufscheinen, aber auch überwunden bzw. hinausgeschoben werden, werden in der Gegenwart durch die Dominanz des Finanzmarktkapitalismus sowie durch die Verschränkung verschiedener Krisentendenzen (Finanzkrise, Überakkumulationskrise, Fiskalkrise, ökologische Krise, Ernährungskrise etc.) markiert. Die „multiple Krise“ zeigt sich auch in den herrschenden Anti-Krisen-Strategien: Die Austeritätspolitik ist auf die Stabilisierung der Vorherrschaft der Finanzmärkte gerichtet. Sie produziert neue Krisenprozesse, vor allem in den Staaten der Peripherie, die am Rande der Insolvenz stehen. Gleichzeitig verschärfen sich die Prozesse der ungleichzeitigen Entwicklung – global wie auch in der EU. Dadurch werden nationalistische und rassistische Massenstimmungen gefördert, die rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen zugutekommen. Frank Deppe erörtert daher auch den Zusammenhang zwischen der Großen Krise, der Austeritätspolitik und der Krise der Demokratie – die Wende zu einem „autoritären Kapitalismus“.
mit
Moderation: Christian Stenner (Korso / AT)
Aufnahme vom 25.10.2012
Frank Deppe studierte in den 1960er Jahren in Frankfurt und Marburg Soziologie, Politikwissenschaft und Nationalökonomie. Von 1972 bis 2006 war er in Marburg als Professor für Politikwissenschaft tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Politische Theorie, Kapitalismusanalyse, Geschichte und Politik der Arbeiter*innenbewegung, Europäische Integration und Internationale Politische Ökonomie. Zu den jüngsten seiner zahlreichen Veröffentlichungen zählen: Europa im Schlepptau der Finanzmärkte (2011) und Gewerkschaften in der Großen Transformation (2012).