Von der Unmöglichkeit der Sprache.
„Zunächst sind die Worte ganz, ergeben Sinn, doch sobald sie Michaels Mund verlassen, fallen sie zu Boden und zerbrechen, noch bevor sie fremde Ohren erreichen, wie kleine Porzellantassen vor den Augen. Seine Mama übersetzt zwischen ihm und der Welt. Sie versteht ihn. Als Einzige. „Brabbeln“ sagt die Pädagogin in der Spielgruppe dazu. „Wahrnehmungsstörung“ nennen es die Ärzt*innen. Einige Jahre später hat die Welt andere Worte für Michael: Computerköpfchen, Pussy, Schwinghomo, Bärli. Namen, doch kein einziger, der diesem Ich gehört.
Michael
Michel
Mila
Mela
Mel
Mae
„Ein Name aus einem Namen entnommen, aus einer Sprache genommen, um zu einer zu finden.“ „ (Quelle: Haymon Verlag)
Maë Schwinghammer war im Rahmen der Literaturmeile 2024 zu Gast bei literadio in der Konditorei Frömmels. Im Gespräch mit Daniela Fürst erzählt die Autor*in über ihren kürzlich erschienenen Debütroman, der chronologisch das Erwachsenwerden der Hauptfigur erzählt, welche immer auf der Suche nach der passenden Sprache für sich und die eigene Wahrnehmung im Körper und in der Gesellschaft ist. Den eigenen Platz zu finden bedeutete auch für Maë von Beginn an ein ständiges Probieren von Bildern und Wörtern für sich und ein sich wiederholendes Wechselspiel zwischen Anpassen und Distanzieren. Und dabei zeigt sich, es gibt im Leben nie das eine Wahre oder Richtige, sondern vieles dazwischen und darüber hinaus.
„Alles dazwischen, darüber hinaus“ ist im Haymon Verlag erschienen.