Ludwig Laher präsentierte am 20. November im Rahmen der „Linke Gespräche“ in der Linzer Melicharstraße 8 das gemeinsam mit Gerhard Ruiss und Christoph Janacs verfasste Buch „O du mein Österreich. (K)eine Lobeshymne“, erschienen 2024 im Pustet Verlag, Salzburg.
In seinem Vortrag nahm Laher ausführlich und grundsätzlich zur Person Franz Stelzhamer und der von ihm getexteten oö. Landeshymne Stellung sowie zur Hartnäckigkeit, mit der auch in anderen Bundesländern Österreichs an Hymnen festgehalten wird, die in ihrem verkitschten, schönfärberischen, teils martialischen Gestus nicht nur aus der Zeit gefallen scheinen, sondern auch von Männern verfasst bzw. komponiert wurden, die dem Nationalsozialismus sehr nahe standen.
In den Gesprächen nach Lahers Vortrag ging es erneut um Stelzhamer und die Benennung von Straßen bzw. Gebäuden in Salzburg und Linz, so kann die Synagoge in Salzburg nur über die Stelzhamerstraße erreicht werden, die linzer Stelzhamerschule trägt seit der Renovierung die Menschenrechte in mehreren Sprachen auf der Fassade. Auch die österreichische Bundeshymne und deren Textänderungen kamen zur Sprache, auch im Kontext von Urheberrechten – die Berechtigung, Texte zu publizieren und Urheberpersönlichkeitsrechten – das Recht des Verfassers/der Verfasserin bzw. dessen Erben/deren Erbin auf unveränderte Wiedergabe des Textes bzw. die erforderliche Zustimmung zu von Dritten vorgenommene Änderungen.
„Sei gesegnet ohne Ende. Heimaterde wunderhold“ aus der Nationalhymne der ersten Republik (ab 1929) bzw. des Ständestaates ist – in ironischer Brechung – auch im Text „Kapitalistischer Segensspruch“ von Jura Soyfer enthalten, der in Liedform auf dem Album „Verdrängte Jahre“ der Schmetterlinge zu hören ist.
Lahers Vortrag und die Einleitung durch Franz Fend (seitens LIBIB und KPÖ als Veranstalterinnen) wurden übers Mischpult und die Mikros am Tisch aufgenommen, danke für die Aufnahme an Renate Hofmann. Die Wortmeldungen aus dem Publikum gingen mangels Saalmikro akustisch etwas unter, ich habe versucht, so gut als möglich, nachzubessern.
ek, 4.12.2024
Zur Person Ludwig Laher und zum Buch:
Ludwig Laher, geboren 1955 in Linz, studierte Germanistik, Anglistik und Klassische Philologie in Salzburg, Dr. phil.; lebt in St. Pantaleon (Oberösterreich). Er schreibt Prosa, Lyrik, Dramatisches; dazu kommen zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten. Ludwig Laher ist neben seinen Romanen durch seine umfangreiche essayistische Tätigkeit hervorgetreten. Besondere Aufmerksamkeit erregte seine Arbeit über den Antisemitismus des Franz Stelzhamer, welche vor 15 Jahren im Rahmen eines Projektes der Kulturhauptstadt Linz 09 präsentiert wurde. Das nun vorliegende neue Buch ist gewissermaßen die Fortsetzung dieser Arbeit.
Woran denken Sie bei Hoamatland und „Land der Berge“?
Hymnen. Sakrosankte Identifikationssymbole jeweiliger Bevölkerungen? Aus der Zeit gefallener, pathetischer Schwulst? Wo sie zwischen diesen beiden Polen anzusiedeln sind, welch problematische Schöpfer etliche von ihnen haben und wie damit von offizieller Seite umgegangen wird, untersucht das vorliegende Buch.
Österreich nennt acht Landes- und eine Bundeshymne sein Eigen. Fünf davon wurden von engagierten NS-Parteigängern und/oder radikalen Antisemiten komponiert oder getextet. Zwei weitere – vor dem Untergang der Monarchie verfasst, aber erst danach zu Hymnenehren gelangt – erheben territoriale Ansprüche auf längst verlorene Gebiete. Die Bundeshymne, jüngst im Hinblick auf ausgewogenere Geschlechterrepräsentanz angetastet, lässt uns jetzt jubeln. Aber nicht, weil die Neufassung so gut gelungen wäre.
Wie Fahnen oder Hoheitszeichen genießen Hymnen einen besonderen Schutz, für den das Strafrecht einen speziellen Paragraphen vorsieht. Wer sie herabwürdigt oder verächtlich macht, muss sogar mit Gefängnis rechnen. Nur, was heißt das? Auch darüber lohnt es sich nachzudenken. Begleiten Sie die Autorinnen und Autoren auf einer kurzweiligen, spannenden Reise durch die Hymnenlandschaft Österreichs voller Abgründe und Flachstellen.
Info: https://www.derstandard.at/story/3000000240607/unter-der-burka-wird-gesungen-der-wirbel-um-die-oesterreichischen-hymnen-geht-weiter