Diese erste Folge 2025 ist dem Phänomen des Sampling gewidmet, nämlich den Ursprüngen der Sampling-Kultur in Japan. Keine Geschichte des Sampling in Japan ist bislang verfasst worden, und ich bin stolz in dieser Folge, meine kleine Forschung hören zu lassen.
„Sampling“ bedeutet, mittels Ton-Segmente aus verschiedenen Quellen, musikalische Collages zu machen. Diese Segmente nennt man Samples, und zu Beginn dieses Trends in der Popularmusik Anfang der 1980er Jahre gab’s noch keine Rechner, die die Aufnahme und den Schnitt von Samples vom Bildschirm ermöglichten. Am Anfang wurde Sampling live von DJays gemacht, das ist eine der Grundlagen der Hip Hop Kultur. Parallel wurden die ersten digitalen Samplers entwickelt, die eine viel einfachere Behandlung und auch Bearbeitung von diesen Ton-Schnitten ermöglichten. Ab der zweiten Hälfte der 1980er Jahre behauptete sich das Sampling endgültig als unverzichtbare Kategorie in der Popularmusik in Japan und prägte zunehmend das City Pop.
Das Sampling ist so wichtig, weil die Verwendung dieses oder jenes Sample ein musikalisches Wissen eine musikalische Intertextualität verrät. Der Sample ist wie ein Zitat im Text, aber die Fußnote kann man beim Zuhören allein nicht immer deuten. Das stellt auch wichtige Fragen in Bezug auf Urheberrecht und auf den Sinn danach, ein musikalisches Stück als hundertprozentiges Produkt einer einzelnen Person, ohne externe Einflüsse. Das ist besonders wichtig in Bezug auf Japan zu verstehen, denn City Pop, wie auch das Sampling, auf komplexen kulturellen und selektiven Aufnahme- und Aneignungsmechanismen beruhen, die nicht von isolierten Akteuren, sondern von wechselwirkenden Beziehungen bewegt sind. Was im Vordergrund ist, sind nicht mehr die einzelnen Autor*innen, sondern das Spiel der Andeutungen und Anspielungen.
Playlist:
1) DENKI GROOVE • 電気グルーヴ – SHANGRI-LA [1997, Album: „A“];
2) YELLOW MAGIC ORCHESTRA – SEOUL MUSIC • 京城音楽 [1981, Album: „TECHNODELIC“];
3) RYUICHI SAKAMOTO • 坂本龍一 – M.A.Y. IN THE BACKYARD [1984, Album: „ONGAKU ZUKAN • 音楽図鑑“];
4) SOUTHERN ALL STARS – COMPUTER CHILDREN [1985, Album: „KAMAKURA“];
5) JADOES – IKASUMAN [1986, Album: „IT'S FRIDAY“];
6) YASUYUKI OKAMURA • 岡村靖幸 – IJIWARU • いじわる [1988, Album: „SOUJUKU • 早熟“];
7) PIZZICATO FIVE – GO-GO DANCER [1993, Album: „BOSSA NOVA 2001“];
8) FLIPPER’S GUITAR – GROOVE TUBE [1991, Album: „DOCTOR HEAD'S WORLD TOWER“];
9) CORNELIUS – THE BACK DOOR TO HEAVEN [1994, Album: „THE FIRST QUESTION AWARD“];
10) SOICHI TERADA & SHINICHIRO YOKOTA • 寺田創一 & 横田信一郎 – GOT TO BE REAL [1992, Album: „FAR EAST RECORDING“];
11) SOICHI TERADA • 寺田創一 – GRAND SENSHUURAKU [1995, Album: „SUMO JUNGLE GRANDEUR“];
12) TOWA TEI • テイ・トウワ – SON OF BAMBI [1995, Album: „FUTURE LISTENING!“];
13) FISHMANS • SUBARASHIKUTE NICE CHOICE • すばらしくてNice Choice [1996, Album: „KUCHU CAMP • 空中キャンプ = Something In The Air“];
14) TAKAKO MINEKAWA • 嶺川貴子 – BLACK...WHITE [1997, Album: „ROOMIC CUBE“].