“Dass ich kein gewöhnlicher Politiker bin, war wohl jedem klar”; so leitet der Abgeordnete und Behindertensprecher der ÖVP, Franz-Joseph Huainigg in seiner Autobiographie das Kapitel über seine Tätigkeit im Parlament ein. Der Rollstuhlfahrer war als engagierter Behindertenaktivist, Kinderbuchautor und Kabarettist bekannt, als er überraschend 2002 auf der Liste der ÖVP für den Nationalrat kandidierte.
Radio Stimme besuchte Franz-Joseph Huainigg und seine Familie letzte Woche zu Hause und bringt ein ausführliches Gespräch mit dem Behindertenpolitiker. Dabei erzählt er über den überraschenden Anruf Rauch-Kallats im Herbst 2002, die ihm mitteilte, dass der damalige Bundeskanzler Schüssel ihn als Nationalratsabgeordneten und Behindertensprecher für die ÖVP im Parlament haben wolle. Huainigg meinte dazu später noch oft, er wäre sicher umgefallen, wenn er nicht im Rollstuhl gesessen wäre. In der Behindertenszene wurde er nach seiner Zusage heftig kritisiert und auch angefeindet, die Kritik an seiner Kandidatur verstand er aber nie.
Huainigg erzählt aber auch über den Perspektivenwechsel von der Zivilgesellschaft in die Politik, über die Errungenschaften im Bereich der Behindertenpolitik der letzten Jahre, wie zum Beispiel die Anerkennung der Gebärdensprache und das Behindertengleichstellungsgesetz. Der Politiker berichtet über die parteiübergreifende Zusammenarbeit, über das Problem für Gesetzen in einer Regierungskoalition mit der FPÖ und dem BZÖ gegen seine eigene Überzeugung zu stimmen und die Gefahr, als Quereinsteiger und behinderter Abgeordneter von einer Partei instrumentalisiert zu werden. Und klingt dabei manchmal schon gar nicht mehr wie ein „ungewöhnlicher Politiker“.
Franz-Joseph Huainigg war von 2002 bis 2008 Abgeordneter im Nationalrat und ist Behindertensprecher der ÖVP, der er 2007 schließlich auch beigetreten ist. Derzeit ist er nicht im Parlament vertreten, Huainigg rechnet aber damit, noch dieses Jahr in den Nationalrat nachzurücken, sobald ein Mandat frei wird. Huainigg war vor seiner Tätigkeit als Politiker langjähriger Behindertenaktivist; er war Vorstandsmitglied bei der Initiative Minderheiten und bei Integration: Österreich und Mitglied der „Selbstbestimmt-Leben-Bewegung.“ Als Mitarbeiter im Bildungsministerium war der studierte Germanist und Kommunikationswissenschafter für die Konzeption, den Aufbau und die Leitung des Projekts „Schülerradio“ verantwortlich.
Huainigg ist Autor zahlreicher Bücher. Als selbsternannter „Krüppelkabarettist“ brachte er schwarzen Humor auf die Bühne. Seine beiden Programme hießen „Füttern verboten“ und „Krüppel aus dem Sack“.
Sie hören einen Beitrag von Gerd Valchars und Dago Kogoj.