Siegfried Zehetner/Rückblende Crossing Europe 2007

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Summerau,96 bis Mai 2011
  • Siegfried Zehetner/Rückblende Crossing Europe 2007
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Siegi Zehetner las vier seiner Gedichte.

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Mail-Adresse: siegiz@baumnet.at

CROSSING EUROPE 2007/Rückblende in Summerau,96

The End of the Neubacher Projekt, Eröffnungstag, 24.4.

R: Markus Carney, 2006

Insgesamt ist dieser Film trotz einiger Pannen gelungen und vor allem auch (leider nach wie vor) ein wichtiger Beitrag wider das Zudecken nationalsozialistischer Spuren, Lebens- und Denkweisen.

Der Filmemacher begibt sich dabei auf Spurensuche in der eigenen Familie und wird bei einigen näheren Verwandten fündig.

Im über mehrere Jahre gedrehten Film sind schließlich Ausschnitte aus Gesprächen mit der Mutter, der Großmutter und einem Onkel zu sehen, diese drei bewegen sich zwischen sehr klaren Aussagen (der Mutter) und einem Wegschieben von Verantwortung (der Onkel) bzw. dem nicht mehr erinnern können (wollen) der Großmutter.

Was die Pannen des Films anlangt, sind diese einerseits darin zu orten, dass Markus Carney nicht immer gelingt, sich sowenig als möglich selbst in Szene zu setzen und vor allem darin zu sehen, dass beim Ableben der Großmutter fast bis zum Ende draufgehalten wird und ich zumindest beim ersten und bisher einzigen Anschauen des Filmes keinen Grund gesehen habe, warum die Szenen am Kranken- und Sterbebett so viel Platz einnahmen, die Situation wirkte aufgesetzt und brachte eigentlich wenig, sie war nicht einmal berührend, sondern unangenehm aufdringlich.

Noch gibt er nicht Milch (25.4., Doppelpack mit Fatsy)

R: Alenka Maly, 2006

Fatsy

R: Oliver Stangl, Christian Tod, 2007

Zwei Filme mit Linzbezug, aufgrund der sehr konträren Thematiken vorerst für mich unverständlich zusammengespannt.

Noch gibt er nicht Milch“, ein weiterer Film der Schauspielerin, Textrezitatorin und Filmemacherin Alenka Maly, ist ein an sich gut gemachter Film rings um die für den Film konstruierte Spurensuche eines ukrainischen Musikers, der herausfinden möchte, warum es in Österreich, vor allem in Linz oder OÖ, Menschen gibt, denen die Internationale wichtig ist.

Also setzt Alenka Maly im ersten Teil des Films behutsam Menschen ins Bild, die auf verschiedenen Schauplätzen (Autofahrten im Hausruck, Plus-City, Südbahnhof, Urfahrer Donaulände, Eisenbahnbrücke, Melicharstraße 8…) über politische Geschehnisse bzw. ihre persönlichen Beweggründe, sich der KPÖ anzunähern, erzählen. Etwa ab der Mitte des Films war es dann für mich allerdings mit der Leichtigkeit des Erzählens vorbei und der Film geriet zum einer etwas verkrampften Dokumentation über die KPÖ, was vorher mit Leichtigkeit auch an Inhalten daher kam, wirkte nun inszeniert, Kurt Palm kam öfter zu Wort, als ich für gut gefunden hätte und so verblich, trotz der wunderbaren Edith Friedl, der intensive Eindruck der ersten Filmhälfte doch etwas.

Während Alenka Maly mit einem doch eher fixen Regiekonzept zu Werke gingen, waren die Macher von „Fatsy“, der als Rock`n Roller, Entertainer und Leiter eines Cowboy-Museums seinen amerikanischen Traum in Pichling bei Linz lebt, auch darauf aus, kurzfristig auf Szenen, die nicht planbar sind, zu reagieren und diese mitzufilmen.

So entstand eine ziemlich lebendige, vielschichtige Dokumentation über einen Menschen, der mir aufgrund mancher Aussagen oder Vorgänge, die im Film zu sehen sind, suspekt war, so fehlte mir bei Erzählungen aus der Kindheit die klare Trennlinie zur NS-Zeit, oder: mit mit pseudomilitaristischen Übungen wie dem Einholen der amerikanischen Flagge kann ich absolut nichts anfangen.

Andererseits habe ich keine Lust, mich zum Richter über einen Menschen aufzuspielen, der seinen Vogel zum Lebensinhalt gemacht hat und im übrigen wie so viele Menschen (nicht nur) seines Alters weder glühender Antifaschist noch überzeugter Nazi ist, sondern mit mehr oder weniger deutlichen Spurenelementen der NS-Zeit herumläuft.

Natürlich ist es eine Art Kulturschock, nach überzeugten KommunistInnen, die nicht nur äußerlich ihre Überzeugung leben, einen österreichischen Cowboy auf der Leinwand zu sehen, aber ich finde es zusehends dümmer, sich krampfhaft von allen Leuten zu distanzieren, die nicht dem Idealtypus linker Reinheit entsprechen.

Vorsicht bedarf keiner ständigen Verachtung.

Gute Momente in Filmen oder Radiosendungen sind auch daran auszumachen, dass sie festhalten, wenn sich Menschen ungewollt durch ihre Aussagen oder Handlungen entlarven, siehe die Beteiligung sozialdemokratischer SpitzenpolitikerInnen bei einer von Fatsy moderierten Faschingsveranstaltung in Pichling, Volksnähe pur, von Dobusch bis zur Landtagsabgeordneten, Jubel Trubel Heiterkeit und absolut „tiafa Schmäh“ und Anbiederung.

Danke für dieses Dokument.

Filme zur Arbeitswelt, 26.4.

Wie schon in den Vorjahren zeichneten sich die Filme zur Arbeitswelt durch hohe Qualität, sowohl die filmische Umsetzung, als auch die inhaltliche Komponenten betreffend, aus.

Meine filmische Rundreise begann mit „Die Unzerbrechlichen“, R: Dominik Wessely, 2006,

in dem das stiftungsgeförderte Wiedererstehen der Glashütte Theresienthal in Bayern dokumentiert wurde. Dieser Film erinnerte mich der Transparenz wegen, mit der auch während wichtiger Sitzungen gefilmt werden konnte, an finnische Filme des Vorjahres.

Wie ich ein freier Reisebegleiter wurde“, ein 2007 fertiggestellter und förderungsbedingt exakt 15 Minuten langer Kurzfilm von Jan Peters, zeigte auf humorvolle, dabei allerdings nicht weniger anschauliche Art, das Überhandnehmen prekärer Arbeitsverhältnisse auf, ein Film, dessen unausgesprochener Kommentar lauten könnte: frei ist nur, wer etwas unternehmen kann, ohne damit rechnen zu müssen, den Rückhalt zu verlieren.

Sandra Jakisch` Film „Stuttgart – Shanghai“, 2006, erzählte vom Auswandern eines jungen Paares, Mark und Iris, nach China, vom letztlich gescheiterten Versuch, dass sich der junge Mann, der die vom Vater „aufgebaute“ Fabrik in einer chinesischen Kleinstadt übernehmen soll, und dessen Freundin, die sich mit Kind im Bauch in vielerlei Hinsicht fremden Umgebungen ausgesetzt sieht, gemeinsam in ihrer neuen Umgebung zurechtfinden.

Ein interessantes Detail dieses Films war die herablassende Kommentierung chinesischer Gebräuche und Sitten durch Runde aus Deutschland stammender MitarbeiterInnen besagten Unternehmens, darunter die beiden Hauptpersonen des Unternehmens, während andererseits bei Iris, der Hauptperson des Films, mit Fortdauer der Schwangerschaft zusehends Verunsicherung und ein sich ausgesprochen unbehaglich, fremd fühlen, breit machte, ein Gefühl, das erst von einer englisch sprechenden Ärztin in Shanghai, also der Metropole, etwas zurecht gerückt werden kann, die Iris vermittelt, es gäbe auch hier Menschen, an die sie sich wenden könnte.

John & Jane“, von Ashim Aluwalia, Indien 2005, bildete den Abschluss meines dritten Filmtages mit vier Filmen zur Arbeitswelt, auch dieser Film entführte in eine „fremde“ Welt, nach Indien und Bombay, wo diverse call agents im Schichtdienst für amerikanische und multinationale Konzerne neue KundInnen zu werben suchen oder als Ansprechpersonen für KundInnenanfragen und Reklamationen herangezogen werden.

Um zu kaschieren, dass sich die CallCenterMitarbeiterInnen in Indien befinden und großteils InderInnen sind, werden diese einer Gehirnwäsche unterzogen, die Erlernen von Grundzügen des Konsum- und soziales Verhalten der amerikanischen Mittelschicht ebenso beinhaltet wie das gemeinsame Antrainieren amerikanischer Sprachfärbungen.

So kommt es, dass Menschen, die unter schlechten Bedingungen ihre Existenz fristen, mit teils für sie seltsamen Problemen konsumorientierter und unglücklicher AmerikanerInnen zu tun haben, was unfreiwillig komisch wirken mag.

Oder dass sie mit Menschen telefonieren, die ihnen vermutlich bei realen Begegnungen mit großem Misstrauen begegnen würden.

Zeit zum Leben bleibt nicht viel und Beziehungen gestalten sich schwierig, außerdem sind wenigstens für einige dieser modernen SklavInnen der westlichen Dienstleistungsgesellschaft freie Tage oder gar Urlaub ein unerreichbarer „Luxus“.

Man verliert den Boden unter den Füssen, wenn man aus der Arbeit nicht mehr herauszufinden imstande ist.

Attwenger-Adventure, in der Kapu, 27.4.

R: Markus Kaiser-Mühlecker, 2007

Seltsame Kino-Notizen:

Ein sympathischer Film. Szenen bei RTL. Schräg. Alexander Jöchtl, Tontechniker und gelegentlicher Mitsinger. Jimi Hendrix am Akkordeon (HP Falkner). Die Sprache wird zur Musik (Dialekt). Interviews bei Radio LORA, Zürich. Preisverleihung in Wien, Markus Binder spricht ungeniert vom Rechtsruck in der Politik und den Medien (Fernsehaufnahme).

Aufnahmen aus der Schweiz, Zürich, Bern, einige Aufnahme von Doppelstockzügen der SBB. Aufnahme mit Fred Frith, Unlimited, Wels, November 2006. Mei Bua, Improvisation, Frith ist ein Professionist im besten Sinn. Sehr gutes Zusammenspiel von Gitarre und Akkordeon. Chris Althaler vermisst Caro, die ehemalige Partnerin von Markus Binder.

Aufnahmen mit Rudi Dolezal. Für Förderung war, obgleich bei einer derartigen Dokumentation nicht mit einem Drehbuch im klassischen Sinn gearbeitet werden kann – dazu ist zu vieles offen, die Gespräche, Situationen, auch zeitlich war vieles beweglicher angelegt als bei einem Spielfilm – ein 25-seitiges Treatment einzureichen. Der Regisseur half sich u.a. damit, dass er viele Fotos einbaute. Frauen vorwiegend hinter den Kulissen, Musik als Männergeschäft, Männer, die die Arbeit von Männern kommentieren (Josef Hader, Joachim Distelmeyer (ex Blumfeld), gelegentlich taucht eine Reporterin im Bild auf, die Freundin von Hans Peter, das war`s dann auch schon, die Kinder blieben nicht ausgeblendet, die Frauen jedoch im Hintergrund bzw. „unsichtbar“ (vor allem Caro, die viel dazu beitrug, dass Markus soviel Freiraum für seine Musik hatte – durch ihre Arbeit im Geschäft. Markus sagte, sie wollte nicht gefilmt werden, lag vielleicht auch an der Trennungssituation. Der Film entstand im Zeitraum Anfang 2006 bis Anfang 2007).

War mir zuerst nicht sicher, ob dieser weibliche Hintergrund im Film Platz finden muss oder trotz der grundsätzlichen Wichtigkeit ausgespart bleiben kann, weil es um Attwenger als Band und nicht um die persönlichen Verhältnisse geht. Beim Reden mit Chris wurde mir jedoch klar, dass entsprechend der Struktur des Films sehr wohl auch der „weibliche Hintergrund“ der Bedeutung gemäß Platz finden hätte sollen.

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