7. Innsbrucker Gender Lecture
Wintersemester 2009/10
Die Klage des Subjekts
Die großen Nervenkrankheiten um 1900 – die Hysterien, Neurasthenien und Traumatischen Neurosen – sind epidemischer Gestalt und periodischen Auftretens. Als sogenannte « Transient Mental Illnesses » (Ian Hacking) kommt ihnen an der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert mehrfach strategische Bedeutung zu. Sie erlangen in kurzer Zeit eine Publizität, die es rechtfertigt, sie – in einem modernen Sinn – als erste mediale Krankheiten der Geschichte zu bezeichnen. Wie keine anderen bestimmen sie die zeitgenössische Diskussion zur Ordnung der Geschlechter und Geschlechterbeziehungen, intervenieren in die « Krisendebatte der Moderne » und flankieren die Auseinandersetzungen um die « soziale Frage »: Mit nachhaltiger Wirkung.
Ao. Univ.-Prof. Dr. Michaela Ralser, Institut für Erziehungswissenschaften, Schwerpunkte: Kritische Geschlechterforschung, Wissenschaftsgeschichte des bio-sozio-medizinischen Feldes & Subjektbildung, ethnischen Zugehörigkeiten und sozialstrukturelle Gliederung, Arbeiten zuletzt: « Das Subjekt der Normalität. Wissensproduktion und Wissenskommunikation am Beispiel der Psychiatrie als Gesellschaftswissenschaft um 1900 » (Habilitation, erscheint im Wilhelm Fink Verlag)
Kommentar: Maria Heidegger, Universität Innsbruck
Moderation: Maria A. Wolf, Universität Innsbruck