Von 12. bis 29. September 2013 hinterfragen im Rahmen von WIENWOCHE 2013 17 Projekte die Spielregeln und Machtverhältnisse der gegenwärtigen repräsentativen Demokratie. Das nach 2012 zum zweiten Mal stattfindende Wiener Kulturprojekt beleuchtet mit künstlerischen, aktivistischen und diskursiven Beiträgen die Möglichkeiten und Grenzen demokratischer Partizipation. Auch aus Sicht jener, denen der Status politischer Subjekte – und damit das Recht auf Teilhabe am Willensbildungsprozess verwehrt bleibt, z. B. Asylwerber_innen, Migrant_innen und Bettler_innen.
Nach einem viel diskutierten Auftakt im Herbst vergangenen Jahres erlebt das Kulturprojekt WIENWOCHE in der heißen Phase des Nationalratswahlkampfs seine zweite Auflage. Kulturschaffende, Vereine und Initiativen erarbeiteten im Rahmen von WIENWOCHE 2013 insgesamt 17 Projektbeiträge und präsentieren sie von 12. bis 29. September 2013 an verschiedenen Orten Wiens. „demokrazija-ja-ja…“, das Motto von WIEN¬WOCHE 2013, verweist auf die demokratiepolitische Stoßrichtung:
„Die Projektbeiträge von WIENWOCHE 2013 stellen in experimentellen Formaten und anhand unterschiedlicher thematischer Zugänge die Frage, wer Anspruch auf die Verheißungen der Demokratie – Freiheit, Gleichheit, Solidarität – hat bzw. wem diese verwehrt bleiben“, erläutert die Kulturwissenschaftlerin Radostina Patulova, Mitglied des künstlerischen Leitungsteams von WIENWOCHE.
„Bei WIENWOCHE werden wieder jene zu Wort kommen, deren Recht auf demokratische Errungenschaften in Österreich und Europa limitiert wird. Dazu zählt auch das Recht, eigene Anliegen im öffentlichen Raum zu artikulieren, ohne aus ihm verbannt zu werden“, ergänzt die Künstlerin Petja Dimitrova, ebenfalls Mitglied des dreiköpfigen WIENWOCHE-Leitungsteams.
Der Bogen der im Rahmen von WIENWOCHE 2013 realisierten Projekte umfasst unter anderen: zeitgeschichtliche Audio-Spaziergänge zu Schauplätzen emanzipatorischer Kämpfe, ein rebellisches Aktionslabor, das Demokratieexperiment „Wahlwexel jetzt!“ zur Nationalratswahl, eine Mobilisierungsplattform für Bettelbeauftragte, einen Flohmarktstand mit Gegenbotschaften zur Diskriminierung von Roma, ein brisantes Filmprojekt über abgeschobene und von Abschiebung bedrohte Menschen, konsumkritische Gourmetküche aus weggeworfenen Lebensmitteln, eine Ausstellung über Widerstandsstrategien gegen Abschiebungen, eine Initiative für Obstbäume im öffentlichen Stadtraum, Demokratie-Workshops für Jugendliche und Schüler_innen, einen Kinospot und Interviews über Bewegungsfreiheit, in denen sich Migrant_innen selbst repräsentieren, eine Veranstaltungsreihe über österreichische Lebensrealitäten von Schwarzen Menschen, eine Plakatinstallation und ein Sozialforum rund um die Wiener Refugee-Bewegung, antirassistischen Roma-Rap am Mexikoplatz sowie ein Parlament der Ausgegrenzten.
„Wir sind überzeugt, dass die breit gefächerte Mischung an Projekten der Brisanz des Themas ‚Demokratie‘ gerecht wird. Uns ist klar, dass inhaltliche oder formale Ansätze einiger Projekte für kontroverse Diskussionen in der Öffentlichkeit sorgen werden. Das ist gut so. Ziel von WIENWOCHE ist es, dass diese Debatten nicht bloß an der Oberfläche bleiben, sondern sich die Projekte zu demokratiepolitischen Kernfragen durchbohren“, sagt der Künstler Can Gülcü, Mitglied des WIENWOCHE-Leitungsteams.
Detaillierte Informationen zu sämtlichen Beiträgen und Programmpunkten der WIENWOCHE 2013 sowie zu den Personen dahinter finden Sie unter www.wienwoche.org.
WIENWOCHE – Basisinformationen
Der Verein zur Förderung der Stadtbenutzung wurde 2011 als Träger für das neue Kulturprojekt WIENWOCHE gegründet. Die Entwicklung und Förderung gesellschaftspolitischer und kultureller Handlungsräume für künstlerische, soziokulturelle und zivilgesellschaftliche Akteur_innen – auch im Sinne einer Rückeroberung städtischen öffentlichen Raumes – steht dabei im Zentrum der Aktivitäten. Der Verein hat sich in einer Transparenzvereinbarung mit den Grünen Wien, auf deren Initiative das Kulturprojekt WIENWOCHE zurückgeht, zu nachvollziehbaren Auswahlprozessen sowie zur Veröffentlichung der Verwendung von Subventionsmittel verpflichtet.
Dem Verein zur Förderung der Stadtbenutzung stehen folgende Personen vor: Asli Kislal (Regisseurin, Dramaturgin, Drehbuchautorin), Cornelia Kogoj (Generalsekretärin der Initiative Minderheiten, Kuratorin), Luisa Ziaja (Kuratorin, Autorin, Lektorin), Marissa Lôbo (Künstlerin, Kulturaktivistin), Markus Wailand (Regisseur, Autor, Filmproduzent, Kurator), Martin Fritz (Kurator, Berater, Publizist), Simon Inou (Journalist, Mitbegründer von afrikanet.info). Der Vereinsvorstand hat die Künstlerin Petja Dimitrova, den Künstler Can Gülcü und die Kulturwissen¬schaftlerin Radostina Patulova bis 2014 mit der künstlerischen und wirtschaftlichen Leitung der WIENWOCHE beauftragt.
Das Jahresbudget der WIENWOCHE beträgt 2013 € 453.000,— und wird zu hundert Prozent aus Mitteln der Stadt Wien / MA7 bestritten.
Mehr Informationen: http://www.wienwoche.org/
Gefördert mit Mitteln der Stadt Wien im Rahmen der Wienwoche 2013.