A Palaver bringt ein Gespräch mit dem Autor, Kurator und Forscher Oliver Schürer. Er arbeitet als Senior Scientist am Fachbereich Architekturtheorie der Technischen Universität Wien. Den Schwerpunkt der Sendung bilden zwei seiner Bücher: „Berufsfeld Architektur 1.0“ und das kürzlich erschienene „Automatismen und Architektur: Medien, Obsessionen, Technologien“.
„Berufsfeld Architektur 1.0“ Bestandsaufnahme und Zeitdiagnose
Oliver Schürer, Helmut Goller (Hg.), Lit-Verlag, 2008, ISBN 978-3-8258-1100-6
Das Buch untersucht die konkreten Arbeitsbedingungen von Architekturschaffenden in Österreich. Es wird versucht die Mythen, die sich in der Allgemeinheit als die Sichtweise auf diese Berufsgruppe festgesetzt haben, aufgrund einer systematischen Erhebung, zu entkräften.
„Automatismen und Architektur“ Medien, Obsessionen, Technologien
Oliver Schürer, Springer, Nov. 2012, ISBN: 978-3-99043-217-4
Ihr Blick auf die Architektur, aber auch auf die Gesellschaft, kann sich durch die Lektüre dieses Buches verändern. Unter dem Begriff „Automatismen“ stellt sich sicherlich jeder etwas anderes vor, und selbst nach dem Studium dieses umfassenden Werkes wird dies wohl so bleiben – allerdings auf einem ganz anderen Niveau und mit geschärftem Blick. Der Autor schürft einerseits ganz tief, um bis zu den Wurzeln der Entwicklung und des Begriffes vorzudringen, andererseits zeigt er anhand von exemplarischen und überraschenden Beispielen auf, welche Rolle Automation in Projekten spielen kann. Dies beginnt bei Houdins Zaubermaschinen, führt über Entwurfstechniken Antonio Gaudis bis zu rein intellektuellen Ansätzen von Superstudio, die ein weltumspannendes universelles Raster der Infrastruktur angedacht hatten.
Der rote Faden des Buches ist das Verhältnis von Mensch und Maschine, sei es als Erweiterung der menschlichen Extremitäten im Sinne von Werkzeugen, sei es durch Räume, die mit den Besuchern spielen, wie Ada, der invertierte Cyborg – eine „intelligente“ Installation im Schweizer Pavillon auf der Expo 02, der den Besuchern einiges abverlangt. Dass es Gesellschaftsformen gab, die mit Technologien völlig anders umgegangen sind, zeigt eine Exkursion ins antike Griechenland sowie der Diskurs um die Folgen der Einführung der schriftlichen Aufzeichnung für die Kultur und davon ausgehend das Verständnis von „angewandter Technologie“ im Verhältnis zum kostengünstigen Potenzial der Sklavenarbeit sowie Technologien der „Muse“ für geistige oder religiöse Zwecke. Die Annäherung dieser beiden Pole führte zu einem fundamentalen Wandel der Ethik.
Neben der absoluten fachlichen Sicherheit und dem umfassenden Wissen von Oliver Schürer besticht das Buch durch gute Lesbarkeit, die auch dem Ansatz zu verdanken ist, alle wichtigen Verweise in den Text zu integrieren, sodass der Leser entgegen den Erwartungen ohne Sekundärliteratur auskommt. (David Pasek)
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