Auch dieses Jahr wieder machten die Filmtage Hunger.Macht.Profite in Freistadt halt.
Am Mittwoch 27. November 2013 fanden sich wieder zahlreiche Interessierte im Kino Freistadt ein um sich gleich 3 Kurzfilme mit dem Übertitel: «Kleine Bauern- große Bosse» anzuschauen. Im Anschluss an die Filme wurde zur Diskussion geladen.
Das Freie Radio Freistadt war mit dem Mikrofon vor Ort und hat die Stimmungsbilder eingefangen.
Zum Thema:
Als erstes wurde ein Kurzfilm über die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU gezeigt. Betrachtet wurde die rasante Entwicklung in der Landwirtschaft einmal anders und man fragte sich: Wer profitiert eigentlich vom Boom, und wer befördert ihn?
Denn viele BäuerInnen klagen über steigende Abhängigkeiten und Verschuldung. Grund ist die gestiegene Konzentration in der Branche, nur wenige Großkonzerne bestimmen den Markt. Auch bei den Genossenschaften, einst gegründet, um den Bäuerinnen Marktmacht zu sichern, nimmt die Konzentration weiter zu, nicht aber die Marktmacht der BäuerInnen.
Mut machte das Kurzportrait des 26-jährigen Moritz Schäfer in Future Farmer Films: Young organic dairy farmer, der in Deutschland einen konventionellen 95ha-Betrieb übernahm und ihn heute biologisch mit 60 Milchkühen bewirtschaftet.
Eines der Hauptthemen dieses Filmabends war das Thema Wachstum
In der heutigen Agrarwirtschaft werden Betriebe motiviert zu wachsen. Unterstützt wird dies durch eine massive Förderpolitik. Ergebnis dieses Wachstums soll größtmögliche Produktion und in weiterer Folge möglichst billige Produktion sein. Daraus ergibt sich aber eine große Problematik: Durch die geforderte Vergrößerung der Betriebe entsteht eine hohe Verschuldung der Landwirte, was sie wiederum zwingt mehr zu produzieren, mehr Tiere zu halten oder Flächen noch effizienter zu bewirtschaften…was wieder dazu führt Investitionen tätigen zu müssen um dies möglich zu machen. Unterm Strich kann man sagen, dass trotz dieses Wachstums und der Betriebsvergrößerung den Landwirten wenig Geld bleibt.
Eine weitere Folge von Wachstum ist die weitgehende Aufgabe der regionalen Struktur: Futtermittel werden in immer größeren Mengen benötigt und können nicht mehr selber oder zumindest lokal produziert werden — es muss zugekauft werden. Als Futtermittel dient also meist Soja aus Übersee, der in großen Mengen importiert werden kann. Das Problem, das sich daraus wiederum ergibt ist, dass es sich bei diesen Futtermitteln, sei es nun Soja oder Mais, meist um gentechnisch veränderte Sorten handelt. Gentechnikfreie Futtermittel sind kaum noch vorhanden. Allein schon aus Gründen der Logistik. In der Produktionskette des Handels von Futtermitteln ist eine Trennung zwischen gentechnikfreien und gentechnisch veränderten Sorten kaum möglich.
Nun sind das aber noch nicht alle Probleme, die der Wachstum mit sich bringt. Aus dieser großen Produktion ergibt sich auch noch zusätzlich ein Absatzproblem: große Mengen verlangen einen Großvertrieb. Konzerne wie Rewe tun sich hier hervor. Die Landwirte selbst werden bei den Preisen gedrückt. Lokal finden sie keine Abnehmer ihrer Produkte und die wenigen, an die sie verkaufen können bestimmen eben den Preis.
Und damit passiert etwas völlig paradoxes. Durch den Wachstum in der Agrarwirtschaft kommt es zum Sterben eben dieser. Viele Bauern und Bäuerinnen führen ihren Betrieb nicht mehr weiter – ein paar große Betriebe bleiben übrig.