Wer ist attraktiver? Darth Vader, der Vertreter der dunklen Seite der Macht, oder Luke Skywalker, die „blonde blauäugige Luschn“ – wie Rosi ihn nennt?
Damit sind die Präferenzen aber auch schon klar. Rosi und ‚Ce diskutieren nicht darüber, ob das Böse schöner ist, sondern ob wir das Böse attraktiver finden dürfen und warum wir es tun. Denn wer kann sich schon der Faszination ausgefuchster Filmschurken entziehen, noch dazu wenn sie so hinreissend von Donald Sutherland oder Christoph Waltz gespielt werden, den beiden Großmeistern unter den charmanten Bösewichtern? Je böser und verwerflicher ihre Rollen sind, desto besser gefallen sie uns. Deswegen sind sie dann am besten, wenn sie die Bestien schlechthin spielen, nämlich Nazis. Oder genauer: Hochintelligente und gebildete Gauner im Sold der Nazis wie in „Die Nadel“ oder „Inglorious Basterds“.
Da landet man dann gleich bei einem anderen Bösen – dem Nobelpreisträger und Wahrscheinlich-irgendwie-doch-Nazi Konrad Lorenz. Der assoziiert das „sogenannte Böse“ mit der Aggression. Denn was ist denn das Böse? Gibt es das überhaupt objektiv? Oder ist es nicht etwa einfach das, was man nicht tun darf? Liegt die Anziehungskraft darin, daß da einer etwas tut, was ein Dämon in uns auch verlangt, was wir aber uns zu tun versagen?
Oder macht die Faszination aus, daß der Böse so stark und in vielen Bereichen äußerst fähig ist und ohne Skrupel seine Fähigkeiten einsetzt? Letztendlich geht es da auch um Sexappeall: Der Krieger, der bekommt, was er möchte, ist zur Reproduktion sicher recht interessant, genauso wie die starke Frau, von der man annehmen kann, daß sie ihre Nachkommen bis aufs Blut verteidigen und dabei wohl auch immer siegreich bleiben wird. Oijegerl, da sind wir bei der Anthropologie. Biologismus! Pfui! Das ist ja auch böse!
Nein, wir sind ja Kulturmenschen und decken solche Gedanken gleich wieder mit Freuds „dünner Decke der Zivilisation“ zu. Nur blöd, daß wir dann das von ihm erläuterte „Unbehagen in der Kultur“ gleich noch viel stärker empfinden.
Es ist ein bisserl ein Psychotrip, auf den die zwei hinter dem Mikrofon gehen. Denn das Böse, die Schlechtigkeit, der Teufel sind eben nicht banal, sondern sexy. Und das Schaudern ist ein Gefühl, das einem Orgasmus nahekommen kann.
Die Musik zu dieser radiotischen Grenzerfahrung liefern Ennio Morricone, Nicole, DÖF und U2.
Anmerkung zur Schnittmöglichkeit: Die letzten 2:37 sind nur noch Musikbrücke.
Eine thematisch sehr verwandte Sendung dazu ist übrigens: Schallmooser Gespräche #38: Kultur und Natur http://cba.media/55334